Um es gleich vorwegzunehmen: Es war nur das Handy, das meinte, einen Notfall festgestellt zu haben und darauf 117 anrief. Ich war aber nicht schnell genug, um den Anruf zu unterbinden und musste dann der Nofallzentrale St. Gallen erklären, dass alles in bester Ordnung sei, worauf ich noch einen behördlichen Neujahrsgruss entegegen nehmen durfte.
Aber dazu später. Für dem Alpstein war für Silvester nach einer regnerischen Nacht bei Temperaturen weit über Null Sonne angesagt. Da wir Dominique und Cornel für den Jahreswechsel erwarteten, entschied ich mich für den «Kurztour-Klassiker», die Schäfler-Tour ab der Ebenalp. So würde ich auf jeden Fall rechtzeitig wieder zuhause sein.
Bei Urnäsch machen die Appenzeller Bahnen eine 180°-Kehre. So hatte ich auf der Hinfahrt die Gelegenheit, mehrere traditionelle Silvesterchlaus-Gruppen bei ihrem Treiben zu sehen.
Beim Ticketkauf in Wasserauen meinte der Mann am Schalter «sie sind ja ziemlich oft hier». Ich war etwas irritiert, nicht wegen der Aussage, die schon richtig ist, aber mehr wegen ihrer Bedeutung. War es als Frage formuliert, damit er mir nicht den Sermon über die Gefährlichkeit herunterleiern musste wie schon bei der Tour vom März 22 oder konnte er sich tatsächlich an mich erinnern?
Auf der Bergfahrt wurde darüber gesprochen, dass vermutlich wieder nicht der ganze Tag gefahren werden könne, weil wegen der erwarteten Föhn-Böen der Betrieb eingestellt werden müsse. Da aber der Schnee auf dem Weg unterhalb des Wildkirchli komplett weggeschmolzen war, würde ja die Option des Talabstiegs zu Fuss immer noch offenstehen und zeitlich lag auch das noch drin.
Der Weg bis zur Chlus war ziemlich vereist, aber noch ging es ohne Schneeschuhe gut voran. Aber die Spuren lichteten sich und oberhalb der Bergstation des Gartenalp-Skilifts war dann auch der Moment, um die Schneeschuhe anzuschnallen.
Kurz vor dem Ziel kreiste noch das Adler-Päärchen über dem Schäfler. Ich hatte aber kein adäquates Objektiv dabei und als ich den Gipfel erreichte, waren sie bereits weg. Bei der Talfahrt sah ich unterhalb des Wildkirchli noch einmal einen dieser eindrucksvollen Vögel.
Notruf ausgelöst
Der Pfad war teilweise mit einer dicken Schicht Nassschnee bedeckt, aber darunter bildeten sich auf Grund des Schmelzwassers auch Hohlräume. Im Vergleich zu Gletschern waren das ja kleine, ungefährliche Schneebrücken, aber auch die rütteln einen beim Einsturz durch. Ein solcher Stolperer inklusive Tanzeinlage hat dann vermutlich den Notruf ausgelöst. Aber lieber einmal ein falscher Alarm zuviel als einen zuwenig…
Auf der Höhe der Ebenalp hatte der Wind noch nicht zugelegt und die Luftseilbahn war noch in Betrieb.
Um halb drei Uhr war ich wieder zuhause, ohne Blasen und das mit den neuen Bergschuhen. Nach den positiven Erfahrungen mit den drei Paar Hanwag-Schuhen wollte ich auch in der Kategorie C/D-Bergschuhe, der «Königsdisziplin», endlich ohne getapte Fersen unterwegs sein können. Ein Restrisiko bestand natürlich, weil das ja nicht einmal meine massgefertigten Schuhe schafften. Aber es funktionierte mit den Hanwag Sirius II GTX. Ich bin volles Risiko ohne Compeed lozgezogen und ohne offene Haut zurückgekehrt. Touren-Premiere hatten auch die Wrightsocks, doppellagige Socken, die ebenfalls vor Blasen schützen sollen. Wer jetzt also den grösseren Teil des Erfolges beanspruchen kann, ist noch offen, aber einen Nachteil haben die Wrightsocks: Es führt eine Naht an der Fussspitze genau über die Nagelwurzeln und das hat zu kleinen, aber sehr unangenehmen Rötungen in diesem Bereich geführt. Ich war knapp etwas über zwei Stunden unterwegs, wie es wohl bei richtigen Touren aussehen würde?
Alles in allem: Ein toller Jahresausklang.