Über die kargen Platzverhältnisse in der Werkstatt habe ich mich schon mehrfach geäussert. Und auch über Werkzeug, das meinen Qualitätsvorstellungen nicht entspricht. Aber bisher habe ich immer nur punktuell gehandelt und es ist ein bekanntes Phänomen, dass das isolierte Drehen an einer Stellschraube häufig unvorhergesehene Folgen in anderen Bereichen hat und somit die angestrebte Verbesserung mindestens abschwächt. Das muss aufhören! Ich will mich nicht mehrheitlich mit der Werkstattoptimierung beschäftigen, ich will in der Werkstatt und optimierten Bedingungen arbeiten können. Also Reset.
Wie ich in Jetzt reicht’s! geschrieben habe, muss ich die Werkstatt umkrempeln und auch noch einige Maschinen ersetzen. Teilweise über 30 Jahre alte Heimwerker-Geräte können heutigen Ansprüchen nur noch bedingt oder gar nicht mehr genügen. Wenn ich beispielsweise eine Platte zusäge, dann will ich mich darauf verlassen können, dass der Schitt 90° ist und eben nicht 89.2°. So etwas passt einfach nicht.
Was die Qualität eines Werkzeugs ausmacht, habe ich an meinem Frästisch erfahren: Kein Spiel, präzise Führung, feine Einstellung (s. Pimp my Workshop von vor bald zwei Jahren). Aber die Handoberfräsen… Ich hatte gewisse Vorstellungen, was es dann sein sollte, hatte aber kostenseitig Bedenken. Bis ich dann eines Tages bei Stierlin (Ferroflex) mit der Oberfräse meiner gewagtesten Träume etwas herumspielte und von der Leichtgängigkeit schlicht begeistert war. Wäre da nur nicht der Preistag… Dasselbe galt auch für die Handkreissäge: Eine kleine Black & Decker DN 57 aus dem Jahre – keine Ahnung mehr, jedenfalls von vor der Wiedervereinigung, schliesslich noch «Made in West-Germany».
Ein falscher Preistag gab dann vermutlich den Ausschlag
Qualitätsware zeichnet sich nicht selten dadurch aus, dass das Preisniveau überall ungefähr gleich ist und auch die Unterschiede zwischen Fachhandel und Online-Shop vernachlässigbar sind. Aber ich stellte bald fest, dass der Preis bei Stierlin unschlagbar günstig war und musste einfach zuschlagen. Ich habe nicht mein Arbeitsleben hinter mich gebracht, um mich für den Rest meiner Tage (na ja, ein paar werden es hoffentlich schon noch sein) über schlechte Werkzeuge ärgern. Es hat sich dann herausgestellt, dass die Oberfräse falsch angeschrieben war, aber ich habe sie zu diesem Preis bekommen (er war nicht «unanständig» zu tief).
So, damit hatte ich mich doch wieder exakt entgegen meinem eigenen Vorhaben verhalten, keine Pflästerlipolitik mehr zu machen, sondern von Grund auf zu reorganisieren. Es nützen die besten Maschinen und Geräte nichts, wenn keine Arbeitsfläche vorhanden ist. Ein grosser Arbeitstisch war das vordringlichste Bedürfnis.
Entwicklung und Planung des Arbeitstisches
Ich hatte gewisse Vorstellungen, wie der Arbeitstisch aussehen sollte. Wenn möglich sollte er sich über die ganze Werkstattbreite ziehen, der Frästisch sollte integriert sein (und auch als Teil des Arbeitstisches genutzt werden können) und er sollte als Multifunktionstisch mit 20mm-Rasterbohrungen ausgelegt sein. Eine Aussparung für die Absauganlage verwarf ich ebenso wie die Integration der Kapp- und Gehrungssäge und die Nuten für das Micojig-System. Auch die Standbohrmaschine werde ich neu nur noch «halbstationär» bereit halten. Irgendwann hatte ich dann den Aufriss fertig:
Eines solche Konstruktion 2D zu entwerfen, ist einfach nicht optimal. Ich habe lange nach einem intuitiven 3D-CAD-Programm gesucht, das auch ohne Masterstudium brauchbar ist. Und nach Versuchen mit Sketchup, Siemens Solid Edge, Blender, M4 Personal etc. habe ich endlich eines gefunden, das genau so ausgelegt ist: Autodesk Fusion 360. Für den Privatgebrauch gratis und nach einer Viertelstunde Einführung brauchbar.
Bei den Arbeitsplatten entschied ich mich für 22mm-MDF (mitteldichte Faserplatte). Das ist ausreichend robust, formstabil (wenn es nicht nass wird) und bezahlbar. Darüber hinaus wollte ich es modular aufbauen, um auch mal ein Element ersetzen zu können, ohne gleich den ganzen Tisch wieder neu aufbauen zu müssen.
Die Werkstatt noch im alten Layout: