Der Big Apple hat seinen Namen ja nicht von Nichts. Da ist alles big. Alles scheint noch grösser geworden zu sein: Die Skyline Manhattan (vor allem Midtown/ Central Park), die Baugerüste über den Gehwegen, die Werbebildschirme am Times Square, die Autos (früher herrschte in New York mal eine gewisse «urbane Vernünftigkeit», heute scheint der Cadillac Escalade Standard), aber vor allem die Preise. Gemäss einem Taxi-Driver haben sie sich die Lebenshaltungskosten nach Covid ziemlich genau verdoppelt.
- Freitag, 9. Februar – Flug nach John F. Kennedy International Airport (JFK)
- Samstag, 10. Februar – Velofahren im Central Park und Hudson Yards
- Sonntag, 11. Februar – Wiedersehen mit Babu
- Montag, 12. Februar – Ground Zero, 911 Memorial und World Trade Center
- Montag, 12. Februar – Helikopterflug
- Montag, 12. Februar – Little Island & High Line
- Dienstag, 13. Februar – Schnee, Guggenheim Museum und Central Park
- Mittwoch, 14. Februar – Liberty Cruise
- Mittwoch, 14. Februar – One Vanderbilt Summit
- Donnerstag, 15. Februar – Intrepid Sea, Air & Space Museum
- Donnerstag, 15. & Freitag, 16. Februar – Heimreise
New York nur auf die horrenden Preise zu reduzieren, wäre falsch. Der Faszination dieser Mega-City kann man nur unvoreingenommen erliegen. Die Flut an Eindrücken ist, wie die Stadt selbst, gigantisch. Und das sagt nicht ein Kuhschweizer, der mit grossen Augen und offenem Mund das erste Mal durch diese Häuserschluchten stolpert: Immerhin habe ich 1993 (zur Zeit des ersten World Trade Center Bombings) für ein halbes Jahr da gearbeitet und war schon an die 50 Mal in «the city, that nevers sleeps». Für Madeleine war es auch der x-te Besuch, Lily würde das erste Mal die Dämpfe der Grossstadt schnuppern. Mia war bereits vor zwei Tagen mit ihrem Partner nach Athen gereist.
Als Swissair-Mitarbeiter bin ich damals normalerweise Business geflogen und auch First. Mit etwas gemischten Gefühlen schaute ich deshalb dem Flug in der Economy entgegen (nach all den Europaflügen in den letzten Jahren in engsten Platzverhältnissen auf unbequemen Sitzen waren meine Erwartungen nicht allzu hoch).
Freitag, 9. Februar – Flug nach John F. Kennedy International Airport (JFK)
Beim Flugzeug handelte es sich um den Airbus A330-343 HB-JHJ der Swiss. Wegen der Bestuhlung 2-4-2 hatten wir zwar zwei Fensterplätze, aber hintereinander. Glücklicherweise war der Flug nicht ganz ausgebucht und ich hatte keinen Sitznachbarn (Madeleine und Lily sassen beisammen). So konnte ich schräg sitzen und das ging ganz ordentlich. Quöllfrisch hatte es auch genug an Bord und ich hatte mir fest vorgenommen, Heinrich von Kleists «Michael Kohlhaas» auf dem Flug zu lesen. Über New Brunswick war ich mit Lektüre und Bier fertig und das Wetter begann deutlich aufzuhellen.
Kurz vor der Landung hatten wir eine fantastische Sicht auf Manhatten. Ich war wirklich überrascht, wie sehr sich die Skyline verändert hatte, vor allem in Midtown und Central Park South.
Bei der Immigration fühlte man sich um 30 Jahre zurückversetzt. Dieselbe Halle und nicht enden wollende Warteschlangen (Eineinviertel Stunden anstehen). Dabei sind ja nur noch biometrische Pässe zugelassen und statt der von Hand ausgefüllten Visa Waiver Form I-94 muss im Vorfeld eine kostenpflichtige ESTA-Authorization beantragt werden. Immerhin werden keine allzu doofen Fragen mehr gestellt, der Prozess dauert aber wegen der Entnahme der Abdrücke aller Finger immer noch etwas gleich lang.
Dabei gab es schon vor Jahrzehnten ein wesentlich schnelleres Verfahren:
Wenigstens gibt es für die Taxifahrt nach Manhattan eine Flatrate. 70 $ + Toll + Tip. Wir fuhren auf dem Van Wyck Expwy auch auch an meiner damaligen Wohnung in Jamaica vorbei.
Im 86-25 Van Wyck Expwy «Briarwick», Jamaica NY 11435, werden noch immer Appartements vermietet und es sieht von aussen auch immer noch gleich aus.
Grosse Stricke würden wir wohl heute nicht mehr zerreissen. Immerhin war es doch schon 22 Uhr Schweizer Zeit, aber für einen Spaziergang in der Umgebung würde es schon reichen.
Samstag, 10. Februar – Velofahren im Central Park und Hudson Yards
Madeleine wollte unbedingt einmal mit dem Velo durch den Central Park radeln und das gebuchte Paket beinhaltete sogar Gutscheine für zwei Stunden Fahrradmiete.
Am Nachmittag stand auch Neuland für mich an. Die «Hudson Yards» waren früher keine Gegend zum verweilen. Nördlich von Chelsea und westlich des Garment Districts war eher Ödland. Das hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Mit dem Hudson Yards-Einkaufszentrum und den Businessgebäuden sind grosse Investitionen getätigt worden und mit der High Line, einer zum Park umgebauten Hochbahntrasse der West Side Freight Line, ist auch Leben in das Quartier gekommen.
Bevor wir uns dann auf der High Line südwärts bewegten, war im Einkaufszentrum (Window-)Shopping Time.
Sonntag, 11. Februar – Wiedersehen mit Babu
Wir trafen Madeleines Schulfreundin Babu in Isabelle’s Osteria in der Nähe des Madison Square Park zum Lunch. Auf dem Weg dahin kamen wir auch am «Flatiron Building» vorbei.
Nach dem herzlichen Treffen spazierten wir entlang der Park Ave über 20 Blocks bis zum Grand Central Terminal.
Weiter ging es dann über die 5th Ave bis hoch zum Rockefeller Center.
Montag, 12. Februar – Ground Zero, 911 Memorial und World Trade Center
Nachdem gemütlichen Sonntag war heute volles Programm angesagt. Der einzige Slot für den Manhattan-Rundflug war erst um 13 Uhr, also blieb noch genug Zeit für andere Aktivitäten. Leider gabs den complementary coffee im Restaurant nur am Wochenende, es hatte zwar eine Kaffeemaschine auf dem Zimmer, aber die Brühe war ungeniessbar. So musste ich also schon am frühen Morgen meinen ganzen Charme zusammenkratzen und ich durfte in Folge zwei «Americans» und einen Cappucino mit auf’s Zimmer nehmen.
Wir hatten keinen NY Pass, aber die Metro Transportation Authority (MTA) ist ja auch nicht von gestern. Und statt mit Münzen oder beschichteten Papier-Tickets durch die Drehkreuze zu kommen, reicht heute eine Debikarte. US$ 2.90 kostet eine Fahrt.
Mir war etwas flau im Magen mit der Vorstellung, bald wieder am Ort des Terroranschlages zu sein, der am 11. September 2001 die Welt fast aus den Angeln hob und sie nachhaltig prägte.
Das alles spulte sich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab und deshalb war ich vielleicht vom freundlichen Empfang im «Oculus» überrascht.
Im Nachhinein war es wichtig für mich, den Ort des Geschehens, das auch mein Leben fundamental veränderte, zu besuchen und mich aktiv mit den Vorkommnissen auseinanderzusetzen. Ich hoffe, damit mein unterschwelliges Trauma endlich überwunden zu haben.
Montag, 12. Februar – Helikopterflug
Gegen Mittag verschlechterte sich das Wetter etwas, war aber immer noch weit besser als man nach den Voerhersagen hätte befürchten müssen. Die Slots sind normalerweise ausgebucht und eine Verschiebung fast unmöglich. Madeleine hatte den Flug für Lily und mich gebucht, wollte aber selbst nicht mitkommen.
Ich hatte noch nie einen Rundflug gemacht, obwohl ich Manhattan schon unzählige Male im Helikotper angeflogen bin.
Wir waren die ersten Passagiere für den Flug um 13 Uhr, die sich am Heliport beim Pier 6, ganz an Manhattans Südspitze, einfanden. So hatten wir auch noch etwas Zeit, uns mit den Leuten vom Bodenpersonal zu unterhalten. Das und unsere offensichtliche Euphorie hat uns dann möglicherweise die besten Plätze im Helikopter eingebracht. Wir waren zu sechst, nebst uns noch ein junges Paar aus dem Welschland und ein älteres Deutsches Ehepaar. Wir wurden alle mit Schwimmwesten ausgerüstet und nach einer kurzen Sicherheitsinstruktion ging es im Gänsemarsch zum Helikopter, einer Bell 407GX. Vor dem Einsteigen war noch ein kurzer Fototermin angesagt. Lily und ich wurden zurückgehalten und waren zuletzt dran. Aber dafür bekamen wir die besten Plätze. Dass ich neben der Pilotin sitzen konnte, war natürlich traumhaft und ich hätte auch Lily den Platz gegönnt, aber es wurde nicht gefragt, sondern nur zugewiesen.
Die Seite spielte eigentlich keine Rolle, weil die Flugstrecke des Hin- und Rückfluges identisch waren, also alle einmal auf der Schokoladenseite sassen. Na ja, vorne im Cockpit war die Sicht natürlich schon noch etwas besser.
Der Flug führte vom Heliport Richtung Verrazzano Narrow Bridge/ Port of New York, vorbei an Governors Island, dann um die Statue of Liberty, anschliessend über Ellis Island entlang des Hudson Rivers bis zur Washington Bridge und wieder zurück.
Madeleine hatte uns diesen Flug ohne Ankündigung gebucht und uns damit zu einem grossartigen Erlebnis verholfen. Schade, dass sie nicht dabei sein wollte.
Montag, 12. Februar – Little Island & High Line
Lily und ich hatten Little Island ja schon aus der Luft gesehen, aber das ersetzt natürlich nicht den Besuch vor Ort. Hier befindet sich auch der südliche Anfangspunkt der High Line, die wir von den Hudson Yards aus kommend wegen einbrechender Dunkelheit bisher nur zur Hälfte durchwandert hatten.
Die Anzahl Leute hielt sich entsprechend der Jahreszeit und dem Wetter in engen Grenzen, sobald es dann wärmer ist, wird es vermutlich einen riesigen Ansturm geben.
Bereits als wir das letzte Mal von den Hudson Yards ins Hotel zurückgekehrt sind, ist mir der TGI Friday’s an der 34th Str 7th Ave aufgefallen. Ja, ich weiss, nicht hochstehend, aber sie machen die besten Mozzarella-Sticks. Und die musste ich haben.
Vor 25 Jahren war TGI (Thank God it’s) Friday’s noch angesagt.
Heute scheint die Kette eher auf dem absteigenden Ast.
Dienstag, 13. Februar – Schnee, Guggenheim Museum und Central Park
In den Medien wurde am Vorabend noch vom grossen Wintereinbruch gewarnt mit Sturm und Unmengen Schnee. Was dann schliesslich in Manhattan angekommen ist, war offenbar nur noch ein Ausläufer des arktischen Tiefs.
Neben den wechselnden Ausstellungen beherbergt das Guggenheim Museum aber auch Werke «klassischer» Künstler wie Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, Marc Chagall, Piet Mondrian, Vincent van Gogh, Edgar Degas oder Édouard Manet.
Darum hatten wir auch keine grosse Lust mehr, das benachbarte Metropolitan Museum of Art auch noch zu besuchen.
Mittwoch, 14. Februar – Liberty Cruise
Viel wichtiger war, dass uns offenbar ein weiterer schöner Tag bevor stand, was für das heutige Programm durchaus von Relevanz war. Zuerst für die Fahrt zur Freiheitsstatue mit Liberty Cruise. Danach für das Panorama und hoffentlich einen tollen Sonnenuntergang auf dem One Vanderbilt Summit.
Die Freiheitsstatue oder offiziell Liberty Enlightening the World, ist eine neoklassizistische Kolossalstatue. Die Statue wurde von dem französischen Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi entworfen und ist ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten. Sie wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht und ist ein Symbol für Freiheit und Willkommensgruss für Einwanderer, die auf dem Seeweg in die USA kommen.
Es war ziemlich frisch und so war ich bald mal der einzige, der praktisch die ganze Fahrt auf Deck verbrachte. So bekam ich auch nicht mit, dass es für Lily kein besonderes Vergnügen war. Aber sie erholte sich rasch wieder.
Mittwoch, 14. Februar – One Vanderbilt Summit
Früher war alles besser… das stimmt natürlich nicht und es ist vor allem eine Frage der Wahrnehmung. Aber wenn es um das authentische Gefühl und die freie Sicht von einer Aussichtsplattform geht, dann stören fleckige und spiegelnde Scheiben, selbst wenn sie bis zum Boden reichen. Das Empire State Building hat noch eine offene Terrasse im 86. Stock, aber erstens waren die verfügbaren Zeitfenster schlecht gelegen und zweitens bietet sich heute die Chance, den Inbegriff des New Yorker Wolkenkratzers selbst von einer der neuen Plattformen sehen zu können. Da blieben eigentlich noch «The Edge» in den Hudson Yards oder der One Vanderbilt Summit. Die Wahl fiel auf den Vanderbilt, weil The Edge keine 360°-Sicht bietet und nach Osten ausgerichtet ist, was der Beobachtung des Sonnenuntergangs abträglich ist.
Ich hatte den Slot so gebucht, dass wir zur Zeit des Sonnenuntergangs noch oben sein könnten und so, wie es aussah, würde uns das Schauspiel auch geboten werden.
Auch die Open-Air-Terrasse war verglast, aber es war kalt und es ging ein orkanartiger Sturm. Es war fast unmöglich, die Kamera ruhig zu halten, die wenigen Leute, die sich noch draussen aufhielten, verzweifelten fast mit ihren Handys. Aber dafür wurde auch etwas geboten:
Das letzte «immersive» Erlebnis war dann wieder die Liftfahrt nach unten, unheimlich schnell aber sehr sanft.
Donnerstag, 15. Februar – Intrepid Sea, Air & Space Museum
Ich war in meiner Jugendzeit ein leidenschaftlicher Modellflugzeugbauer, hatte aber die wenigsten Flugzeuge, die überall in meinem Zimmer herumstanden oder an der Decke hingen, jemals in Wirklichkeit gesehen. Auf der Intrepid sind einige meiner Favoriten abgestellt und diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Es war wie eine Begegnung mit alten Bekannten.
Leider waren die auf Deck gezeigten Exponate nicht im allerbesten Zustand. Das Klima für eine Freiluftausstellung in New York ist suboptimal. Vor allem die Cockpithauben litten unter der jahrelangen UV-Strahlung und waren meist trübe, wenn nicht sogar ganz abgedeckt.
Bild eines meiner Tomcat-Modelle 1:72 von ca. 1975.
Erste Begegnung mit einer Phantom im August 1976
Donnerstag, 15. & Freitag, 16. Februar – Heimreise
Und dann war es bereits Zeit, wieder abzureisen, nicht über den John F. Kennedy Airport (JFK), sondern über Newark (EWR). Die Fahrt dahin im Taxi würde über eine Stunde dauern und weil der Weg durch zwei Staaten führt (New York und New Jersey), gab es auch keinen Pauschaltarif. Wir benötigten schliesslich kaum 40 Minuten.