Der Name des mittleren Berges des Berner Dreigestirns «Eiger, Mönch & Jungfrau» ist nicht kirchlichen Ursprungs, höchstens indirekt über eine Analogie. Der Ursprung des Namens liegt in der Viehwirtschaft. Die Wallache aus den Pferdezuchten des Lauterbrunnentals, ihrer Triebe beraubt, führten im Sommer auf den Alpweiden ein Leben quasi in Klausur und wurden deshalb auch «Mönche» (lat. monachus) genannt. Ursprünglich trug der Berg den Namen Münchenberg, der sich im Laufe der Zeit zu Münch und schliesslich zu Mönch wandelte. Tatsächlich war die Pferdezucht im Lauterbrunnental im 18. und 19. Jahrhundert stark ausgeprägt. Es wurden verschiedene Pferderassen gezüchtet, darunter das Schwarzwälder Kaltblut, das Appaloosa und das Freiberger Pferd. Es gab mehrere renommierte Zuchtbetriebe im Tal, wie zum Beispiel das Gestüt Schangnau und das Gestüt Mürren.
Damit ist die Flurnamen-Abhandlung auch schon beendet und ich kann endlich zur Sache kommen. Wenn ich auf einen Berg steige, dann habe ich mir den normalerweise ausgesucht, so auch den Mönch. Die Entscheidgründe sind mannigfaltig, hier war es relativ einfach: In der Sendung «SRF bi de Lüt – Wunderland» versuchte Nik Hartmann in der Staffel 5, Folge 7 vom 1. Juli 2016 zum Abschluss seiner mehrwöchigen Wandertour durch die Schweiz auf den Eiger zu kommen. Die Schneeverhältnisse liessen das aber nicht zu und deshalb machte der Bergführer den Vorschlag, doch auf den Mönch zu steigen. Das haben sie dann auch getan und die Tour hat mich völlig in den Bann gezogen: Einmal nicht nur in die Bergwelt rund um einen Gipfel zu sehen, sondern auch das Mittelland und den Jura überblicken zu können.
Die eigentlich Tour auf den Mönch beginnt ab 35:15.
Meist sind Bergtouren ein Gemisch aus «der Weg ist das Ziel» und «das Ziel ist das Ziel». Aber hier stand ganz klar das Ziel im Vordergrund: Ich wollte ins Mittelland sehen können. Und deshalb war ich für meinen designierten Bergführer auch etwas eine Nervensäge: «Das Wetter lässt einen Aufstieg zu» reichte eben nicht. Aber zum Glück war Dan Moore, auf den ich über einen Instagram-Post vom Mönch aufmerksam wurde, geduldig.
Mit Ilyas hatte ich in Spiez quasi einen Dauerbeobachtungsposten und die Webcam an der Ostflanke der Jungfrau lieferte realtime Bilder. Dazu die Verfolgung der Wetterentwicklung von SRF Meteo, Meteo Schweiz und Kachelmann. Nein, langweilig geht anders!
Vier Mal verschoben
Dan war gut gebucht und machte mich drauf aufmerksam, dass er ab Juni eigentlich bis September keine Zeit mehr hätte. Aber ich liess mich nicht drängen. Nachdem wir schon drei Mal wegen Wetterunsicherheiten verschoben hatten, schälte sich Dans letzter freier Tag diesen Sommer als Möglichkeit heraus: Montag, 17. Juni, drei Tage nach unserer Rückkehr von zwei Wochen Sardinien auf Meereshöhe… Diesmal sagt ich ab, weil ich einfach kein gutes Gefühl hatte und es war kein schlechter Entscheid, auch wenn ich mir damit mal die Tür selbst vor der Nase zugeschlagen habe. Aber «Life is what happens to you while you’re busy making other plans» und Dan musste eine Mont Blanc-Tour absagen und hatte damit wieder Raum. Für den Dienstag war es bereits zu spät, aber wir verabredeten uns für den Mittwoch, 19. Juni.
Der Dauerbeobachtungsposten in Spiez mutierte zum vorgeschobenen Brückenkopf ins Berner Oberland, sonst hätte ich nicht rechtzeitig im Grindelwald Terminal sein können. Ja, das Château Gächter ist immer wieder einen Besuch wert. Herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle für die Bewirtung und Übernachtungsmöglichkeit.
In Wilderswil stieg Dan zu und so lernte ich ihn also erst richtig kennen. Er ist Brite, lebte 7 Jahre in Grindelwald und seit einem Jahr in Wilderswil. Wir haben zwischen Deutsch und Englisch gewechselt: Er spricht sehr gut Berndeutsch mit umwerfendem Britischen Akzent…
Ab Grindelwald Terminal ging es dann mit dem Eiger Express in nur 15 Minuten zur Station Eigergletscher. Mit direkter Umsteigemöglichkeit ist man so 47 Minuten schneller auf dem Jungfraujoch.
Die Piste zur Mönchsjochhütte war praktisch leer und wir erreichten schnell den Einstiegspunkt.
Zwischenzeitlich waren die Böen so stark geworden, dass wir uns jeweils hinknien mussten, um nicht umgeblasen zu werden. Wenn’s dann links und rechts nur noch runter geht, ist das keine so tolle Sache. Aber wir entschieden uns, weiterzugehen mit vollster Konzentration.
Ich habe ja Wind grundsätzlich nicht so gern, aber wenn er dann so an dir rumzerrt, brüllt, dass du dein eigenes Wort nicht mehr verstehen und du kaum mehr atmen kannst, dann ist das erstens nicht lustig und zweitens sehr ermüdend.
Geschafft. Auf 4’110 m angekommen
Anstrengender Abstieg
Wir kamen zwar ziemlich schnell voran, aber die Verhältnisse waren schon eher mühsam: Der Schnee war sehr sulzig und das bedeutete höchste Konzentration, um nicht abzurutschen. An manchen Stellen war es kein Problem, aber es hatte auch nur 30 cm breite Passagen, bei denen man besser in der Spur bleibt.
Vielfältiges Fazit
Es blieb ein ganzer Strauss von Eindrücken, auch wenn es nur eine einfache Tour war.
- Den Mönch kann ich jetzt von meiner langjährigen Bucketlist nehmen. Die Erwartungen wurden voll erfüllt.
- Mit Dan habe ich einen Bergführer kennengelernt, bei dem ich mich am Berg sehr wohl fühle. Eine wichtige Grundvoraussetzung für erfolgreiche Touren. Und auch menschlich topp.
- Meine neuen riemenlosen Blue Ice Harfang Alpine-Steigeisen haben sich bewährt. Endlich kein Riemengefummel mehr. Es ist zwar immer kritisch, sie gleich im «Ernstfall» zu testen, aber wie und wann denn sonst? Ich musste sie unterwegs einmal, mit Dans fachkundiger Unterstützung, nachjustieren, weil sich das Textilband etwas gelockert hatte.
- Es gibt keine leichten Viertausender (ausser vielleicht Breit- und Allalinhorn) und die Mönchstour ist mehr als nur ein Spaziergang. Einfach im Vergleich mit anderen Bergen, aber nicht leicht.
Da ist schon einmal der geringere Sauerstoffgehalt, der zu erhöhter Anstrengung führt. Auf einer ausgesetzten Route ermüdet die dauernd hohe Konzentration zusätzlich und das Wetter kann in diesen Höhen sehr schnell umschlagen. - Ich hatte schon einige Bedenken wegen meiner Höhentauglichkeit. Erst am letzten Freitag Abend von 14 Tagen auf Meereshöhe zurückgekehrt und jetzt doch schon länger kein Viertausender mehr. Aber ich hatte keine Mühe und keine konditionellen Probleme. Nur den Abstieg spüre ich noch etwas in den Oberschenkeln.
Wir schafften Auf- und Abstieg in deutlich unter vier Stunden und das ist eine gute Zeit.
oberland.guide FMGA Mountain Guide based in Switzerland
😍 First Mönch of the year (I think !? 🤔) with Michael, who’s been “acclimatising” in Sardinia for the past two weeks and who claims to be over sixty, but who ran up it faster than many people my age do.Fantastic that we finally found a weather window (just) that worked for us! Just one other team on the hill with us. More snow than I’ve ever seen on the standard route. Sinky on the way down.
‼️BIG wet snow slides over the traverse under Rotalhorn on route to Rottalsattel and the Jungfrau this morning! And more likely to come. Couldn’t see a track but it was a bit cloudy… Would have been around the time you’re normally descending at that spot! 😬
Looked chill, but was bloody windy at times! With Foehn winds coming later on and bad weather for the next days we just had to try. Was mostly consistent wind, but one or two powerful gusts we had to be ready for!
Thanks Michael! Nice to meet you! #Howdoyado 🤠