Im Süden Sardiniens dauert der Sommer bis Mitte Oktober. Mindestens. Unsere bevorzugte Feriendestination. Bereits zum dreizehnten Mal.
Der 03:56-Zug zum Flughafen ist wohl den Coronamassnahmen zum Opfer gefallen. Für 140 Franken liessen wir uns per Taxi zum Flughafen fahren. Das war einfacher und auch günstiger als das eigene Auto fast zwei Wochen im Flughafengebiet zu parkieren.
Das Tragen der Maske über die ganze Reise war zwar gewöhnungsbedürftig, aber so schlimm nun auch wieder nicht.
Anstatt des erwarteten Skoda Octavia bekamen wir einen Ford Fokus Kombi, der eben nicht dasselbe Platzangebot hatte und uns damit nach dem Grosseinkauf im Carrefour vor einige Probleme stellte.
Dazu herrschte ein Starkregen biblischen Ausmasses. Auf der Fahrt nach Costa Rei verzogen sich die Wolken aber und es sollte der letzte Regen sein für die nächsten zwei Wochen…
Jetzt muss ich aufpassen, nicht mit den ewigen Sonnenauf- und -untergängen zu langweilen. Frei nach Hegel: «Es ist so gleich und doch immer wieder anders». Will heissen, dass das Farbenspiel und die ganze Stimmung immer wieder atemberaubend sind, aber doch völlig unterschiedlich. Vom warmen Gelb-Orange bis zum kühleren Türkis-Lila-Magenta sind alle Zwischentöne vorhanden.
Die Saison ist zu dieser Jahreszeit vorbei, die Läden lassen ihr Angebot auslaufen, die Reihen Liegestühle und Sonnenschirme werden weggeräumt und die Strandbars machen dicht. Normalerweise herrschte nur am Wochenende noch ein etwas höheres Personenaufkommen, wenn die Italiener ihr Paradies nochmals geniessen wollten.
Sardinien heisst für uns normalerweise Strand. Und nichts anderes. Dieses Jahr aber packte und so richtig die Abenteuerlust und wir bewegten uns etwas aus der Komfortzone. Schon länger – inspiriert von den Wasserfällen Islands – wollte ich die Cascate di Lequarci erleben. Madeleine hatte die Grotta su Marmuri im Programm und Mia fand noch eine Geisterstad, Gairo vecchio. «Zufälligerweise» lagen diese drei Sehenswürdigkeiten alle innerhalb eines Kreises von rund 10 km Durchmesser, auf der Höhe von Lanusei, etwa eine Fahrstunde von Costa Rei entfernt.
Aber es war hart erarbeitet, vor allem das bergige Teilstück nach Jerzu, als wir die Autostrasse SS125 verlassen mussten.
Damit fehlte noch Mias Geisterstadt: Gairo vecchio. Im Oktober 1951 wurde der alte Ortskern sowie die historische Burganlage durch eine Überschwemmung annähernd vollständig zerstört und später aufgegeben, um neue Häuser oberhalb des verwüsteten Dorfes und an der Küste wieder aufzubauen.
Nach so vielen Sehenswürdigkeiten mutierte Madeleine zur italienischen Rennfahrerin. Die Scuderia Ferrari hätte sie vom Platz weg eingestellt. Das war eine Fahrt zurück und auf die Frage, warum so schnell, die absolut schlüssige und nachvollziehbare Antwort: «Ich wollte an den Strand!»
Nur zu schnell sind diese letzten Sommertag jeweils wieder vorüber.
Für den Rückflug hatte ich Plätze auf der Linken Seite vor den Triebwerken reserviert, um einen guten Blick auf die Walliser und Berner Alpen zu haben. Das war dann leider ein Reinfall. Zähe Schleierwolken bis auf 11’000 Meter, nur trübe, weisse Suppe. Erst über der Innerschweiz riss dann der Himmel auf und sorgte da aber für eine spezielle Stimmung.
Zwei Tage, bevor Sardinien wieder auf die Quarantäneliste gesetzt wurde, waren wir zurück. War das diesmal wirklich das letzte Mal? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir werden sehen…
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