Nein, es war kein technischer Grund, oder, schlimmer noch, unfallbedingt. Aber dazu gleich.
Ich litt bereits etwas unter dem Alpsteinentzugssyndrom und dagegen gibt’s eigentlich nur ein Mittel: Hingehen. Die klimatischen Bedingungen am Wochenende waren zwar hervorragend, aber vermutlich in direktem Verhältnis zur Anzahl der Sonnenhungrigen. Und ein Vorteil des Rentnerlebens ist eben schon, dass man, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, flexibel verschieben kann, also auch auf einen Montag.
Ich machte mich eine Stunde später als üblich auf den Weg und erreichte Wasserauen um Viertel vor Zehn. Die erste Überraschung erlebte ich schon am Schalter, als ich vernahm, dass Halbtax und GA noch immer zum halben Fahrpreis berechtigen. Ich hatte gemeint, die Ebenalpbahn würde den ÖV-Verbund verlassen, weil sie für den Unterhalt keine Unterstützung bekäme. Entweder habe ich etwas falsch verstanden oder dann haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Nun, das war die freudige Überraschung. Die zweite Überraschung war weniger erfreulich: Man würde im Moment nicht fahren, weil oben (auf der Ebenalp) alles total vereist sei und so könnten sie guten Gewissens (euphemistisch für «haftungstechnische Gründe» keine Leute nach oben bringen. Wobei ich, und ich kenne mich da schon etwas aus, den mit dem «guten Gewissen» sogar abnehme. Der nächste Check erfolge um 11 Uhr. So lange wollte ich dann nicht warten und entschied mich für den Aufstieg zu Fuss. Ist nicht mein Lieblingsweg, aber es war die einzige Möglichkeit, nicht über eine Stunde rumhängen zu müssen, nur um dann allenfalls zu erfahren, dass der nächste Check…
Der Abstieg durch die zu dieser Jahreszeit unbeleuchtete Eremitenhöhle war einfacher, die Augen gewöhnten sich schneller an die Dunkelheit als beim Aufstieg, als ich sogar die Handy-Taschenlampe brauchte, um das Geländer nicht zu verfehlen. Eigentlich hatte ich nur drei Optionen:
- Abstieg über den gleichen Weg nach Wasserauen.
- Abstieg nach Wasserauen über den Seealpsee.
- Aufstieg auf die Ebenalp über den Füessler.
Die erste Option fand ich zu langweilig, die zweite zu gefährlich (auf diesem Weg sind letztes Jahr zwei Leute zu Tode gestürzt und ich hatte keinen Schimmer, wie es dort mit Schnee und Eis aussieht). Bleibt der Aufstieg über den Füessler. Wobei auch hier nicht klar war, ob es denn gehen würde. Umkehren kann ich immer.
Und es war schon so: Der Boden war, trotz Sonne, Stein und Bein gefroren. Unter diesen Umständen hatte ich keine grosse Lust, noch auf den Schäfler aufzusteigen. Machbar wäre es sicher gewesen, aber wohl eher «spassfrei». Trotzdem war es Zeit für die Schneeschuhe, auch wenn es kaum Fünf Minuten sind bis zur Bergstation.
Die Gondel, die ich beim Wildkirchli beobachten konnte, war offenbar die «Räumungsfahrt» für die noch oben verbliebenen Mohikaner. Wenn ich das gewusst hätte. Jetzt kam ich am Abstieg über den Gartenwald nicht vorbei. Den hatte ich schon einmal gemacht, mit gemischten Erinnerungen: Am 5. März 2022 verpasste ich wegen der Dunkelheit den Weg durch den Wald und stieg bis zur Talstation des Ebenalp-Skilifts über die Piste ab.
Das war’s dann auch schon. Kurz, anstrengend, aber trotzdem schön.