Der Bau von Nachttischchen folgt keinem grossen Plan, es hat sich einfach so ergeben. Beim Ersatz des Aussenregals für Brennholz einer ehemaligen Alpkäserei wurden mir zwei unbesäumte, rohe Lärchenbretter überlassen: Rund 1.9m lang, 25-30cm breit und 40mm dick. Wind und Wetter hatten ihre Spuren hinterlassen, die Farben reichten von Ocker über Orange-Rot bis fast Schwarz. Vor allem waren sie auch schwer und nahmen Platz weg.
Aber wie sollten sie dann verwertet werden? Für ein «richtiges» Möbel würden die Bretter nicht reichen, aber sie für ein Hochbeet oder ähnlich zu verwenden, war mir dann doch zu schade. Beim Staubsaugen (ja, das mache ich auch 😉) sind mir dann wieder einmal alle Bücher von Madeleines Nachttischchen runtergefallen, weil es einfach zu klein ist. Wir hatten beide dasselbe, aber meines habe ich schon vor Jahren gegen ein viel grösseres Erbstück meiner Eltern ausgetauscht. Warum also kein Nachttischen?
Die Masse sollten dieselben sein (H 60, B 50, T 40), dafür würde das Holz reichen. Allfällige Schubladen oder Tablare würde ich aus alten Terrassenbohlen, ebenfalls Lärchenholz, fertigen. Aber wie sollte das Ganze denn aussehen? 40mm Holzstärke sind ein Statement, da muss man aufpassen, dass es nicht zu schwer wirkt. Das Zauberwort heisst Phase. Eine Phase bricht nicht nur scharfe Kanten, sie hat auch einen optischen Effekt und zwar wirkt sie eleganter, leichter. Das war’s. Mit dem Plan im Kopf machte ich mich ans Werk.
Die Reaktionen auf das fertige Teil waren sehr positiv. Und von da an fristete ich mein Dasein in der Werkstatt und fertigte Nachttischchen. Und wenn ich nicht an einer Staublunge gestorben bin, dann fertige ich noch heute.
Ganz so märchenhaft ist es natürlich nicht abgelaufen. Mein grösstes Problem: Wo finde ich das entsprechende Holz? In den Baumärkten gibt es nur Normware und bei vielen anderen Sägereien oder Holzhändlern muss man Mengen abnehmen, die nur gewerbsmässig zu verarbeiten sind. HedingerHolz hat aber auch ein Angebot für Private. Und Hedinger tönt vertraut, die sind in Wilchingen zuhause. Wie HedingerHolz auch. Ein kurzes Mail, ein freundliches Telefon und schon war ich Richtung Klettgau unterwegs.
Die Bretter sind ungehobelt und unbesäumt (mit Rinde) und müssen für die Verwendung nun vorbereitet werden. Die Breite liegt jeweils zwischen 23 und 29 cm. Die Herausforderung ist nun, zwei parallele Kanten zuzuschneiden mit möglichst wenig Abschnitt, um beim Zusammenfügen dann mehr Spielraum zu haben.
Danach werden die Hölzer grob auf ihre Länge zugeschnitten, damit die Bretter längs an einer Seite zusammengefügt werden können. Die Bretter direkt über ihre ganze Länge zu verleimen könnte mühsam sein, weil die rohen Klotzbretter eben doch nicht ganz eben sind.
Aber ich bin immer noch in der Vorbereitungsphase. Jetzt müssen die verleimten Bretter plangeschliffen werden. Die maximale Breite für meinen Dickenhobel beträgt 20cm, es muss also eine Alternative her. Die Lösung heisst Planfräsen. Hier wird die Oberfräse über ein Schienensystem plan über das Werkstück geführt. Man kann diese Planfräsvorrichtungen für viel Geld kaufen oder eben auch selber machen. Ich habe mich für Letzteres entschieden und mit 4 Linearschienen von amazon mein Gerät für einen Bruchteil der Kosten gebaut. Die eingesetzte Oberfräse ist eine Festool OF 1400 EBQ mit einem Bayerwald NeoTwister Planfräser. Der hat zwar «nur» 35mm Durchmesser (das bedeutet mehr Durchgänge), passt aber durch den 40mm-Kopierring, den ich für die Fixierung der Oberfräse auf meiner Vorrichtung «missbrauche».
Das eine Tischchen stand perfekt, das andere wackelte ganz leicht.
Die Stärke der Bretter ist ein Grenzfall für den «Normalgebrauch» der Domino Dübelfräse (man könnte noch unterlegen, um damit etwas mehr Spielraum zu gewinnen). Aber durch die vierseitige Nute waren die Schubladen bereits formstabil und die kleinesten Dübel dienten eher der problemlosen Positionierung beim Verleimen.
Aus einer «Verlegenheitslösung» ist quasi ein kleines Erfolgsmodell geworden. Ich habe mich deshalb entschieden, das Nachttischchen allgemein anzubieten (siehe dazu den Flyer ganz zu Beginn). Ich verdiene damit nicht wirklich, es ist, abgesehen von den Materialkosten, über die Zeit gerechnet eher eine Entschädigung, weil ich für die einzenen Schritte einfach (noch) zu lange brauche. Ich würde mich über weitere Aufträge freuen, bin aber nicht wirklich enttäuscht, falls der Bestelleingang leer bleibt.
Feinstaub
Beim Planfräsen der rauen Lärchenbretter bin ich staubmässig etwas an den Anschlag gekommen. Bei meiner Vorrichtung hatte ich die Absaugung nicht vorgesehen und das führte zu einer sehr staubigen Atmosphäre. Nicht die Fräs-Chips an und für sich, sondern der Feinstaub ist das Problem. Damit ich mir nicht noch eine Staublunge einfange (bei besonders staubigen Vorgängen trage ich schon eine Filtermaske, aber die ist auf die Dauer sehr unangenehm), werde ich drei Massnahmen umsetzen:
- Ein Neubau der Planfräsvorrichtung mit Absaugung und grösserem Arbeitsbreich).
- Einen Feinstaubfilter für meine Absauganlage (ist bestellt: BAMATO Feinstaub-Filterpatrone CF1).
- Ein Luftreiniger mit Feinstaubfilter für die Werkstatt.