Bei der Suche nach der Herkunft des Namens bin ich auf folgende Erklärung gestossen: «Die Pilatusflanke wirkt gegen die von Nordwesten eindringenden feuchten Luftmassen wie eine Barriere, so dass sich die Wolken hier häufig stauen und ausregnen». Das scheint aber eher ein Thema im Sommer zu sein, während in der Winterzeit Sonnenschein nicht selten ist (was auch für das Eigenthal gilt, das auf rund 1’000 m und damit über der Hochnebelgrenze liegt).
Das Rägeflüeli war ursprünglich nicht geplant. Es sollte eigentlich eine Schneeschuhwanderung von Weissbad auf die Schwägalp werden, mit einem hoffentlich schöner zugeschneiten und gefrorenen Leuenfall als noch an Sylvester. Auf die Idee des Rägeflüeli brachte mich ein Instagram-Beitrag (es ist nicht nur alles doof, was dort gepostet wird) und eine gewisse Skepsis, ob dann die Höhenlage der Weiss- und Fallbachwanderung reichen würde, um an die Sonne zu kommen. Ich vermute mal, dass dort etwa zwei Drittel der Strecke im Nebel gelegen wären, nicht gerade, was man sich an einem Ferientag wünscht.
Ach ja, zum Thema Ferien: Ich konnte mein Saldo letztes Jahr wie gefordert auf Null abbauen und werde dieses Jahr noch akribischer darauf achten müssen, das Guthaben per Ende Juli abgebaut zu haben, weil ich ab dem 1. August in Frühpension gehe.
Jedenfalls war der Entscheid wohl richtig, das Naherholungsgebiet Luzerns etwas näher kennen zu lernen, auch wenn die 25 Minuten Wartezeit auf das Postauto in Malters nicht sehr vielversprechend waren: Kein Schnee (was auch kein Wunder ist bei einer Lage auf 500 m) und eine durchgehende Hochnebeldecke. Die ersten Sonnenstrahlen zeigten sich erst in Eigenthal bei der Fahrt zum Talboden.
Ich entschied mich gegen einen Aufstieg durch den Ganterseiwald, weil ich befürchtete, dass die Hänge im Rosebode und am Schofberg allenfalls lawinengefährdet sein könnten. Die Befürchtung war unbegründet, an diesen südöstlich ausgerichteten Berghängen hatte es schlicht kein Schnee mehr. Aber hier gilt klar «better save than sorry».
Bis zur Unterhonegg folgte ich der schneebedeckten Strasse, obwohl vom Talboden aus ein Schneeschuhpfad ausgesteckt war – es ist vielleicht etwas weiter, aber dafür weniger anstrengend. Dann aber war Schluss und ich konnte mir erstmals meine eigenen Schneeschuhe anschnallen. Bisher hatte ich sie immer vom Nachbarn geschnorrt, mit ihnen bin ich aber bei steilen Querungen an die Grenzen gekommen. Meine neuen, TUBBS Flex VRT24, sind auf Grund ihrer Auslegung und Profils dafür eher geeignet. Und sie haben sich bewährt. Nicht, dass die Strecke zum Rägeflüeli jetzt besonders anspruchsvoll gewesen wäre (überhaupt nicht), aber das Gefühl und die Ergonomie haben gepasst. War ein guter Kauf bei Müller Sport in Singen.
Und endlich, punkt 10 Uhr, ging unterhalb der Oberen Honegg zwischen Tomlishorn und Widderfeld die Sonne auf. Das heisst, nicht nur einmal. Mit dem Aufstieg verschob sich auch der Horizont und darum hatte ich das Vergnügen von drei Sonnenaufgängen in kurzer Folge.
Von da an war’s wie ein Sonntagsspaziergang an praller und für Ende Januar ungewöhnlich warmer Sonne. Den Spuren im Schnee zufolge schien da gestern Sonntag auch wirklich ziemlich viel los gewesen zu sein. Ich holte zwar während dem Aufstieg zwei Skitourenfahrer ein, war aber sonst völlig alleine unterwegs. Erst beim Abstieg, kurz vor dem Talboden, begegnete ich noch ein paar Leuten.
Die letzten Meter auf den Gipfel waren schneefrei, aber wegen des feuchten Grases und weichen Bodens sehr rutschig. Ich hatte die Schneeschuhe am Fusse des Anstiegs (siehe Kopfbild) ausgezogen, hätte sie aber wohl besser anbehalten. Aber dem phantastischen Rundblick tat das natürlich keinen Abbruch.
Die Busverbindungen von Eigenthal zurück nach Malters oder Luzern weisen über die Mittagszeit einige längere Unterbrüche auf. Dem wollte ich zuvorkommen und machte mich schon bald wieder an den Abstieg, der mit den Schneeschuhen problemlos zu bewältigen war.
Ich hatte mich verkalkuliert und war viel früher wieder unten als geplant. Und es kam, wie es kommen musste: Über eine Stunde warten auf den Bus.
Irgendwann war aber auch diese Mussezeit um und ich ergatterte mir in weiser Voraussicht einen Sitzplatz im Postauto. Woher all die Kinder kamen, war mir schleierhaft. Aber es schien sich um zwei oder drei Schulklassen aus Luzern zu handeln, die hier auf Schulreise gewesen sind. Nach der Hinfahrt mit fünf Mitpassagieren war der Bus bereits bei der Abfahrt in Eigenthal bis auf den letzten Platz voll. Der Lärmpegel erreichte atemberaubende Höhen, bei jeder Haltestelle (auch im tiefsten Wald) wurde der Halteknopf gedrückt und das Dreiklanghorn wurde jedesmal vom ganzen Bus mitgesungen. Das war fast der anstrengendste Teil der Tour 😉…