Eine etwas aufwändige Methode, den Schärfentiefenbereich einer Aufnahme praktisch beliebig zu vergrössern.
Je lichtstärker das Objektiv und je grösser die Blende (kleine Blendenzahl), desto geringer ist auch die Schärfentiefe einer Aufnahme. Dazu kommt allenfalls noch ein Schärfeabfall am Rand und in den Ecken, das braucht ja eigentlich niemand. Mit Abblenden lassen sich einige dieser Schwächen eliminieren, was aber längere Verschlusszeiten oder höhere ISO-Empfindlichkeiten und damit grösseres Rauschen zur Folge haben kann. Dazu kommt bei wirklich kleinen Blenden verstärkt die chromatische Aberration dazu, weil Licht unterschiedlicher Wellenlänge verschieden stark gebrochen wird.
Der Schärfentiefenbereich ist die Ebene eines Objektes, der in der Aufnahme noch in «ausreichender» Schärfe abgebildet wird. Theoretisch ist der Schärfentiefenbereich unendlich klein, da aber die optische Auflösung des menschlichen Auges auch begrenzt ist, suggeriert uns der visuelle Cortex ein scharfes Bild.
Das alles spielt sich in relativ engem Rahmen ab und irgendwann ist es vorbei mit vorgespielter Schärfe. Das wird grundsätzlich sehr begrüsst, denn der Wechsel scharf – unscharf ist ein wichtiges Gestaltungselement in der Fotografie, deshalb wird dieses Spannungsfeld bei modernen Handys auch softwaremässig erzeugt.
Will man jetzt aber bewusst den Schärfentiefenbereich erweitern, dann bleibt nur der Umweg über Fokus-Stacking. Dabei werden mehrere Aufnahmen vom selben Standort mit unterschiedlichen Schärfeebenen übereinandergelegt («gestackt») und miteinander kombiniert.
Ältere Semester unter den geneigten Lesern werden sagen «hatten wir alles schon in den Fix-Fokus-Kameras des letzten Jahrhunderts». Dafür haben dann ein paar andere Möglichkeiten gefehlt.
Fokus-Stacking mit Photoshop
In Photoshop gibt es die Möglichkeit, relativ einfach Bilder mit unterschiedlicher Schärfeebene zu kombinieren. Aber dazu muss erstmal das Rohmaterial zur Verfügung stehen. Um Bilder zu erstellen, die für Fokus-Stacking geeignet sind, braucht es keine spezielle Voraussetzungen, eine Kamera mit einem manuell fokussierbaren Objektiv auf einem stabilen Stativ reichen völlig.
Das Vorgehen
Am Beispiel eines «Produktfotos» einer Nikon D850 mit dem Nikkor 500mm f/5.6 PF möchte ich das Vorgehen illustrieren.
- Festlegen, welcher Schärfebereich erwünscht ist.
- «Schrittbreite» festlegen: Um wieviel kann der Fokus verändert werden, damit der Schärfebereich nahtlos an den vorherigen anschliesst? Man könnte das natürlich ausrechnen, aber ich empfehle einen heuristischen Ansatz. Mit der Zeit hat man das «im Gefühl».
- Innerhalb des gewünschten Schärfebereichs müssen nun ausreichend Bilder gemacht werden, um alle Schärfeebenen abzudecken, indem nach jeder Aufnahme der Schärfeeinstellring am Objektiv etwas weitergedreht wird (die Nikon D850 bietet die Möglichkeit der automatischen «Fokusverlagerung»).
Ich habe insgesamt 8 Fotos gemacht, hier zur Illustration das «vorderste» und «hinterste» Bild:
Diese Bilder müssen nun zuerst einmal in Photoshop geladen werden (aktuelle Version 2021, Stacking ist aber auch in früheren Versionen möglich):
Damit ist das Fokus-Stacking beendet. Was jetzt noch folgt, ist die reguläre Bearbeitung in Photoshop.
Es ist auch möglich, das Stacking in Photoshop direkt aus Lightroom anzustossen. Dazu werden die entsprechenden Bilder angewählt.
Lightroom
Photoshop
In Photoshop müssen dann die Ebenen zuerst noch ausgerichtet werden:
Danach nach Abb. 4 oben weiterfahren.