2009 Stand ich im Rohbau der neuen Monte Rosa-Hütte, als frisch Pensionierter bin ich mit meinem ersten Chef bei Swissair, dem inzwischen 77-jährigen Klaus Bena, für eine Übernachtung zurückgekehrt. Der Zustieg war nie ein Zuckerschlecken, aber die alte Route über Gorner- und Grenzgletscher ist mit dem Gletscherschwund noch anspruchsvoller geworden. Wir wählten den neuen «Panoramaweg».
Da keine eigentliche Besteigung vorgesehen war, fokussierten wir uns mehr aufs Fotografieren und vergassen dabei etwas die Zeit. Und über die ganze Strecke waren dann die gut 16 Kg meines Rucksacks doch etwas zuviel des Guten.
Um 14:04 kamen wir auf dem Rotenboden an. Die Zeit auf dem Wegweiser ist höher als mit SchweizMobil geplant: 4 Stunden. Könnte etwas knapp werden, weil das Nachtessen in der Hütte um 18:30 serviert wird. Aber sie werden uns schon nicht verhungern lassen.
Für die Traversierung des Gornergletschers hiess es Steigeisen montieren. Der Anstieg war steil, aber auf kompakten Eis. Nach einem Rechtsknick folgte ein Wegstück über einige schmale Grate entlang tiefer Schrunden. Bei Trittsicherheit und Balance aber nicht gefährlich.
Für die Überquerung des Gorner-Gletschers trennten wir uns: Klaus wollte richtigerweise sein Tempo laufen und ich auch. Über Handy blieben wir im ständigen Kontakt (einwandfreier 5G-Empfang überall auf dem Gletscher…).
Ich schaffte es zwar noch rechtzeitig und man bot mir freundlich und unkompliziert ein Dinner à deux an, sobald Klaus eingetroffen sein würde. Wir waren ständig in Kontakt und es ging ihm gut, da konnte ich ja beruhigt noch etwas warten.
Sorgen musste ich mir keine machen, Klaus ist eine alte Berggeiss. Vor der Jahrtausendwende waren wir bereits zusammen auf einigen Monte Rosa-Gipfeln (Vincentpyramide, Schwarzhorn, Ludwigshöhe, Balmenhorn) via Castor-Traversierung und auch auf den beiden Grand Combins (du Valsorey und de Grafeneire) über die Südroute.
Die Hüttenwarte Kilian Emmenegger & Richard Lehner und ihre Crew machen einen Superjob. Man fühlt sich wohl in der Cabane Monte Rosa. Nach dem Zapfenstreich (22 Uhr) schlich ich mich nochmals raus für Nachtaufnahmen ohne Lichtverschmutzung.
Die Schlafräume der Hütte sind auf drei Stockwerke verteilt. «Hütte» ist vielleicht nicht mehr der richtige Ausdruck: Jede Etage verfügt über einen Waschraum mit Dusche (kostet CHF 5 extra, was aber O.K. ist) und normale WCs. Also nichts mehr mit runtertasten in ein dunkles Kellergeschoss oder draussen nach den Toilettenhäuschen suchen. Das ist schon Komfort auf gehobenem Niveau. Kurz vor 11 war ich zurück in unseren mit 5 Personen belegten Siebnerschlag. Drei Stunden nach dem üblichen Gerumpel der Tourengänger war ich aber kurz nach 5 Uhr wieder draussen.
Verbauung
Das traumhafte Gebiet wird immer intensiver erschlossen. Das ist nicht nur gut und vor allem nicht wirklich schön, wie das Beispiel vom Riffelberg zeigt:
Im März 2001 machten Madeleine und ich mit zwei Freunden Skiferien auf dem Riffelberg (Bild rechts), erschlossen nur durch die Gornergratbahn. Heute gibt’s zusätzlich eine Gondelbahn von Furi aus, die etwas weiter drüben noch zum Gornergratsee weitergeführt wird.
Der Regio-Express von Zermatt nach Visp hatte etwa 6 Minuten Verspätung, was nicht zum Anschluss nach Bern gereicht hätte. Aber da dieser Zug ebenfalls – schliesslich 15 Minuten – verspätet war, hätte es zwar gereicht, aber bis wo?
Das erstemal hatte ich nach einer Tour in meinen Hanwag-Bergschuhen Blasen. Die waren aber den langen Steigeisenpartien geschuldet, welche dem Schuh die Flexibilität nehmen. Nächstes Mal sind dann wieder Compeed mit dabei…
Gletscherschwund
Der Klimawandel findet statt. Die beiden Bilder aus ungefähr derselben Position zeigen den Schwund eindrücklich.
Links Gornergletscher, Monte Rosa, Grenzgletscher und Lyskamm im Juni 2009, rechts im August 2022.
Neue Monte Rosa-Hütte SAC
Ein autarkes Bauwerk im hochalpinen Raum. Das war zumindest der Plan. Wegweisend ist das Gebäude allemal. Wikipedia