Mondbilder üben eine spezielle Faszination auf die Menschen aus. Obwohl für jedermann sichtbar, bleibt der Erdentrabant mit seiner kraterübersähten Oberfläche ein geradezu mystisches Objekt und ist deshalb auch eines der meistfotografierten Sujets (Hashtag #moon auf Instagram zählt rund 48 Millionen Bilder). Aber – ehrlich gesagt – die meisten Bilder sind einfach nur langweilig oder von schlechter Qualität.
Und da nehme ich mich nicht aus. Insbesondere all die Vollmonde (Wolfsmond, Cool Moon, Blue Moon, Supermond etc.), die jeweils einen richtigen Hype auslösen, sind so was von langweilig, wenn sie ohne Kontext abgebildet werden. Durch die frontale Anstrahlung gibt es keine Schatten und damit Tiefe und der Mond scheint bloss eine flache Scheibe zu sein. Fehlt noch der Bezug zur Umwelt, dann ist es nur noch zum Gähnen. Und die meisten Bilder, die einen Supermond zum Beispiel hinter einer Skyline oder einem markanten Objekt zeigen, sind – fake. Das ist leider heute salonfähig, weil das Publikum ja nicht mehr zwischen der Realität und der virtuellen Welt unterscheiden will oder kann. Dabei gibt es einige Merkmale, die ein Fake-Bild schnell enttarnen:
- Die Grösse der Mondes im Verhältnis zur Umgebung ist schlicht absurd. Selbst mit dem grössten Teleobjektiv ist es nicht möglich, die Distanz gegenüber dem Vordergrund derart zu verkürzen.
- Sowohl Mond wie auch die Umgebung im Vordergrund sind knackescharf abgebildet. Auch bei kleinerer Blende und damit grösserer Schärfentiefe reicht der Schärfegrad nicht aus, um alles scharf abzubilden.
- Der Mond hat eine ausgeprägte rosa oder blaue Färbung. Er ändert seine Farbe nicht, es ist die Atmosphäre, welche für Differenzierung sorgt, aber auch das nur im Pastellbereich.
Der Blue Moon ist nicht blau.
Zwischen der Sommersonnenwende im Juni und der Tagundnachtgleiche im September gibt es vier Vollmonde – der dritte davon wird «Blue Moon» genannt. Allerdings ist die Bezeichnung etwas irreführend, da der Mond nicht blau strahlt. Tatsächlich gibt es den aus dem englischen übersetzen Begriff im deutschen Sprachgebrauch nicht. Diese Bezeichnung entsprang der englischen Redewendung «Once in a blue moon», was übersetzt: «alle Jubeljahre einmal» heisst.
Der Mond ist nicht einfarbig
Auf Grund des hohen Kontrastes zum dunkeln Himmel können wir Farbdifferenzierungen nur schwer erkennen. Dazu muss der Dynamikumfang erhöht werden.
Dynamikumfang
In der Fotografie bezieht sich der Dynamikumfang auf den Unterschied zwischen den hellsten und dunkelsten Bereichen eines Bildes. Ein grösserer Dynamikumfang bedeutet, dass mehr Details in den Schatten und Lichtern sichtbar sind.
Dies kann über «Stacking» (Stapelung) erreicht werden
Dies kann durch «Stacking» (Stapelung) erreicht werden. Einfach gesagt, werden dazu mehrere Bilder übereinandergelegt und derart zusammengefügt, dass sowohl die Schärfe wie auch die Helligkeits- und Farbdifferenzierungen zunehmen. Für den «Hausgebrauch» reichen dafür normale Bildverarbeitungsprogramme wir Lightroom oder Photoshop, mit Astrobildern kommen diese jedoch an ihre Grenzen. Die Community aber ist riesig und es gibt mehrere Apps von genialen Programmierern, die das Stacking unterstützen. Trevor Jones hat dazu eine Zusammenstellung gemacht.
Mehrstufiger Prozess
Die eine Lösung gibt es leider nicht, man muss mehrere Stufen durchlaufen, um zum gewünschten Resultat zu kommen.
Für das Stacking habe ich 243 Aufnahmen gemacht.
1. Umwandlung in das TIF-Format
Damit die Dateien verwertbar sind, müssen sie im TIF-Format (Tagged Image File Format) vorliegen. Also habe ich die Rohdateien in Lightroom etwas zugeschnitten und entsprechend exportiert.
2. Vorverarbeitung in PIPP (Planetary Imaging PreProcessor)
Von der eigentlichen Stacking-Software können aber auch TIFF-Dateien nicht gelesen werden, die müssen zuerst in ein weiteres Format (SER) umgewandelt werden.
3. Stacken mit Autostakkert!
4. Nachbearbeitung in Photoshop und Lightroom
Der gesamte Zeitaufwand für ein Bild ist beträchtlich, aber angesichts des Resultates wohl gerechtfertigt.
Einen ungleich höheren Aufwand haben zwei Astrofotografen betrieben, um das höchstaufgelöste Bild des Mondes zu erstellen. Sie kombinierten 250’000 Bilder zu einem 174 MP-Bild. Andrew McCarthy schoss über 200’000 detaillierte Fotos des Mondes von Arizona aus, während Connor Matherne weitere 50’000 Bilder von Louisiana aus aufnahm, um Farbdaten zu erfassen.
Two Astrophotographers Team Up To Create Detailed Color Photo of the Moon
Das Resultat ist natürlich atemberaubend, aber es ist auch eine Art Verifizierung meines Bildes…
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