War der Stern von Bethlehem gar kein Stern, sondern «nur» eine spezielle Konstellation der Planeten Saturn und Jupiter?
Diese Möglichkeit zieht auch Hanspeter Walder in Betracht. In den Schaffhauser Nachrichten schreibt er dazu am 4. Dezember in der Rubrik «Der Sternenhimmel»:
…So erhärtete sich schon früh die Theorie, es handle sich hierbei um einen Kometen (siehe «Der Sternenhimmel im September», SN vom 5. September). So wurde in der Folge der Stern von Bethlehem als Schweifstern oder Komet abgebildet. Doch dem widerspricht, dass die damaligen Astronomen von keinerlei Sichtungen in jener Zeit berichteten. Ausserdem prophezeite das Erscheinen eines Kometen Unheil statt ein freudiges Ereignis. Später vermutete Johannes Kepler 1604 hinter diesem Stern eine Supernova, also eine Sternexplosion. Aber heute weiss man auch, dass es sich unter Umständen um eine spezielle Planetenkonjunktion zwischen Jupiter und Saturn gehandelt haben könnte. Diese Planeten standen um 7 v. Chr. gleich dreimal hintereinander, was ein äusserst seltenes Ereignis ist. Die alten Babylonier benannten den Planeten Jupiter nach ihrem Stadtgott Marduk, und Saturn, damaliger Name Kewan, stand symbolisch für den König Israels. Kein Wunder, dass die damaligen Sterngucker und Astronomen dies als starkes Zeichen zur Ankunft eines mächtigen Königs deuteten. Übrigens lässt sich diese damalige Planetenkonstellation bestens mit modernen Computeranimationen in Planetarien wiederherstellen. Doch diese Planeten standen nicht so nahe beieinander, dass sie von blossem Auge nicht mehr hätten unterschieden werden können. Vielmehr gibt aber noch eine andere Planetenkonjunktion zu reden. Um das Jahr 3 vor Chr. kamen sich Jupiter und Venus (Abendstern) so nahe, dass sie miteinander zu einem einzigen Lichtpunkt verschmolzen. Diese Beschreibung kommt einem Weihnachtsstern wohl am nächsten. So oder so, wir werden es wohl nie mit Bestimmtheit wissen. Wir müssen diesen Stern auch in Zukunft als Symbol der Weihnachtsgeschichte ansehen.
Gruppenbild: Jupiter, Saturn, Mond
Warum also diese ganze Thematik? Nun, am kommenden 21. Dezember ist es wieder soweit: Jupiter und Saturn scheinen an diesem Tag miteinander zu verschmelzen. Zwar eine Täuschung, denn in Wirklichkeit liegen die beiden Gasriesen hintereinander in Konjunktion zur Erde (siehe «Der Sternenhimmel im Oktober» SN vom 6. Oktober). Saturn ist in Wirklichkeit doppelt so weit entfernt von der Erde als Jupiter. Schon seit einiger Zeit ist dem aufmerksamen Beobachter aufgefallen, dass sich Jupiter und Saturn im Südwesten einander kontinuierlich nähern; am 21. Dezember ist es dann endlich soweit: Sie «treffen aufeinander». 1623 war das letzte Mal, als dieses Ereignis eintraf, nur konnte man es damals der untergehenden Sonne wegen nicht sehen. Heuer jedoch sollte bei klarem Himmel das Ereignis gut sichtbar sein. Man sieht die beiden in der Abenddämmerung. Dazu kommt noch, dass die schmale Mondsichel im selben Zeitpunkt Porträt steht für ein wunderbares Gruppenbild. Allerdings sollte man sich nicht allzu spät mit Kamera und Teleskop in Position bringen, denn die beiden Planeten werden ab 18 Uhr untergehen. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Nebel zu diesem Zeitpunkt verzogen haben wird und Wolken dem Abendhimmel fernbleiben mögen. «Clear sky» pflegen da die Astronomen zu sagen. Wir wollen es hoffen, denn das Ereignis wird in dieser Form erst wieder 2080 zu sehen sein. Das dürften nicht mehr alle Leser miterleben …
Nun, ich werde das ganz sicher nicht mehr erleben und gleichzeitig reizte mich eigentlich das Gruppenbild mit Mond mehr als die Konjunktion und darum machte ich mich bei beginnender Dämmerung auf den Weg zum Heidenbaum. Ich hatte am Nachmittag immer wieder die Webcam des Hagenturms gesichtet und rechnete mir doch einige Chancen auf «Clear sky» aus. Zum Glück bin ich seit bald 40 Jahren viel auf dem Randen unterwegs, bei der einbrechenden Dunkelheit und dem Nebel wäre es mir sonst nicht ganz geheuer gewesen.
Der Rückmarsch zum Heidenbaum erfolgte in totaler Finsternis. Die feine Mondsichel hatte keine Leuchtkraft und der Nebel war zum Schneiden dick. Dazu die Rufe der Käuze. Ich kam mir vor wie in einem Gruselfilm. Aber mit Happy End…
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Lieber Michael, ein schöner Beitrag mit ebenso tollen Fotografien. Danke!