Seit 1990 gibt es Photoshop und das Programm hat definitiv die Art und Weise der Bildbearbeitung geprägt. Zusammen mit Lightroom hat Photoshop nach wie vor eine starke Position im sogenannten Post-Processing.
Aber nicht allen passt das geschäftliche Gehabe von Adobe. Die Software war immer sehr teuer und mit dem Wechsel auf die Abo-Lösung wurden viele langjährige Benutzer abgeschreckt. Und dass die Befürchtung, über die Cloud-App vom Wohlwollen des Herstellers direkt abhängig zu sein, begründet ist, hat sich beim US-Embargo von Venezuela gezeigt: Da es US-Firmen nicht mehr erlaubt war, in Venezuela Geschäfte zu tätigen, wurden alle Abos gekündigt, was bedeutete, dass nach einer Latenzzeit von 30 Tagen die Software nicht mehr funktionierte.
Es gibt nach wie vor eine hinreichend grosse Community, die ihre Software und Daten lokal bei sich auf den Geräten abgelegt haben will. Und genau das ist die Nische, die einige Anbieter erkannt haben und teilweise mit erstaunlichem Erfolg auszufüllen wissen. Dabei geht es nicht nur um das Abo-Modell, sondern auch um die Kombination von RAW-Konverter, Bildbearbeitung und Bildverwaltung: Manche Konkurrenten kommen daher wie ein mit Photoshop-Funktionalität aufgepepptes Lightroom daher, andere bieten ein Photoshop-ähnliches Programm mit Bildverwaltung an.
Mit Spezialfunktionen sollten mögliche «Überläufer» angelockt werden, aber das waren eher Spielereien als seriöse Arbeitsmittel, auch wenn weidlich das Argument der künstlichen Intelligenz ins Feld geführt wurde.
Himmel austauschen
Die Möglichkeit, praktisch per Mausklick den Himmel auszutauschen, wurde erstmals vor über zwei Jahren mit Luminar möglich. Natürlich konnte man das auch in Photoshop machen, musste dort aber den Weg über die aufwändige, nach wie vor zu grossen Teilen manuelle Freistellung gehen. So hat jedes Programm seine Besonderheiten, ob CaptureONE, Affinity, ON1 Photo RAW und wie sie alle heissen.
Um weiter im Spiel zu bleiben, konnte es sich Adobe nicht leisten, hier nur zuzuschauen. Und mit der Version 2021 von Photoshop ist es jetzt möglich, mit ein paar Mausklicks den Himmel zu ersetzen (nebst anderen Funktionen, «neuralen Filtern», die sich aber teilweise noch im β-Stadium befinden).
Vergleicht man diese beiden Bilder, dann fällt es einem auf den ersten Blick schwer, das manipulierte zu erkennen. Hier ist, anders als in den letzten vier Jahren im Weissen Haus, eine «alternative Realität» geschaffen worden, indem auch die Lichteffekte des Gesamtbildes angepasst und nicht nur irgendwelche kruden Behauptungen geäussert wurden. Das Originalbild ist tatsächlich jenes mit dem Sonnenaufgang im Nebel.
Photoshop
Um den Himmel in Photoshop zu tauschen, sind nur einige wenige Mausklicks notwendig. Eine stattliche Auswahl ist standardmässig vorhanden, man kann aber auch eigene Himmelsbilder verwenden. Und das machen wir jetzt.
Ausgangspunkt ist das Bild des Sonnenaufgangs im Nebel, das ich jetzt mit folgendem Himmel eines Sonnenaufgangs aus Sardinen abändern möchte:
Man fragt sich natürlich schon, wofür so etwas gut sein soll. Es gibt Argumente dafür und dagegen, darauf möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht eingehen. Solange keine arglistige Täuschung zur ungerechtfertigten Vorteilsnahme vorliegt, kann ich damit leben, nütze sogar die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, wie die beiden folgenden Bilder zeigen:
Wir werden in Zukunft noch viel mehr mit solchen Effekten konfrontiert werden. Ein Generalverdacht ist fehl am Platz, aber naives Vertrauen ebenso.