Nach einer langedauernden Schönwetterperiode sah es vor Wochenfrist nicht gerade vielversprechend aus: Bewölkt bis bedeckt und Regen waren keine guten Voraussetzungen für Flugvorführungen im engen Alpenkessel der Axalp. Aber das änderte sich wieder, je näher der Termin rückte und für das Training am Dienstag sah es gar nicht so schlecht aus.
Nach den letztjährigen Erfahrungen (Axalp für Anfänger) wollte ich diesmal nichts anbrennen lassen und übernachtete in Brienz. Bereits um halb Sieben bestieg ich den Shuttlebus zur Basis Wychelmatten und von da aus ging es, perfekt organisiert, mit dem nächsten Shuttlebus nach Axalp. Mit der Windegg-Sesselbahn konnten weitere, fast 400 Höhenmeter überwunden werden, aber dann ging es zu Fuss weiter. Ab dem Oberbodewang geht es dann steil hinauf, aber es ist Weidegelände, also ist Überholen kein Problem. Und die Metalltreppe beim Nolli ist so breit, dass auch hier kein Engpass auftritt. Schon bald erreicht man so die Zuschauerzone 1, Brau, aber ich wollte natürlich noch weiter bis auf den Tschingel (2’243 m). Den Standortentscheid gestärkt hat Sandy, die ich erwarteterweise dort antraf.
Jetzt war ich also um 20 nach Acht dort oben für ein Programm, das erst um halb Drei nachmittags beginnen würde… Aber eben, es ist ja Trainingstag und die nachmittägliche Durchführung der Show war nur die Kür, es war auch im Vorfeld mit Aktivitäten zu rechnen. Wobei es ja offiziell keine Show ist, sondern ein Übungstag der Luftwaffe und der verbundenen Einheiten mit Miliz- und Berufspiloten.
An viel kann ich mich aus meiner Zeit als Unteroffiziersapirant nicht erinnern, aber eines ist mir geblieben: Bevor die Sonne aufgeht, fällt die Temperatur nochmals markant (Hptm Scheidegger am Üebischisee). Und genau so war es auch jetzt wieder. Ich hatte noch ein trockenes T-Shirt übergezogen, Mütze und Handschuhe dabei, aber die Füsse schienen zu Eis erstarrt zu sein.
Aber heute waren ja nicht Berge das Hauptthema, sondern Flugzeuge.
Letztes Jahr war ich etwas enttäuscht über die Bildausbeute, weil ich zuviele Anfängerfehler gemacht hatte und vor allem den Autofokus nicht in den Griff bekam. Mit dem Firmware-Release 4.1 hat nun Nikon ein Flugzeug-Erkennungs-Feature eingefügt, das die Scharfstellung verbessern sollte. Aber mit welcher Grundeinstellung? Dass die grauen Flugzeuge vor der grauen Felswand eine Herausforderung darstellen, ist logisch und trotzdem war ich mit den bisherigen Resultaten nicht ganz zufrieden.
Militärisch pünktlich brauste um 14 Uhr die erste FA-18 vorbei und bereits kurze Zeit später fielen die ersten Schüsse aus der M61 GAU-4 20 mm Vulcan-Kanone.
Und danach war Showtime für Yannick «Fönsi» Zanata vom F/A-18 Swiss Hornet Solo Display Team.
Ich habe die gröbsten Fehler, die ich noch letztes Jahr gemacht hatte, korrigiert:
- Die Autofokus-Messfeldsteuerung der Nikon Z9 auf «Grosses Messfeld (C1)», das sich dann über die Richtungstasten noch in der Grösse anpassen lässt.
- Die Motivwahrnehmung auf «Flugzeug» – neu (erst mit Firmware-Update vom 4.10.2023).
- Manuelle Belichtungssteuerung: Die Helligkeitswechsel von Gegenlicht zur dunklen Felswand überfordern die Belichtungsautomatik.
- Jets: Belichtungszeiten ab 1/1’250 Sek.
- Propellerflugzeuge: Belichtungszeiten bis 1/320 Sek.
- Helikopter: Belichtungszeiten bis 1/200 Sek.
Die grosse Herausforderung ist bei den langen Belichtungszeiten das erschütterungsfreie «Nachziehen». Da bleibt der Ausschuss naturgemäss gross, aber wenn es gelingt, dann ergibt es eine wunderbare Dynamik.
Alles entscheidend ist natürlich die Aufnahmeposition. Da war ich noch immer nicht zufrieden. Ein frühes Erkennen des Motivs ermöglicht auch spannendere Perspektiven. Das hatte ich mir für nächstes Jahr bereits vorgenommen, z.B. ab Äbeflüe oder Wildgärst, bevor ich wusste, dass nächstes Jahr kein Fliegerschiessen auf der Axalp stattfinden wird.
Und damit komme ich zurück auf die eingangs gestellte Frage: Das letzte Fliegerschiessen?
Am 30./31. August 2024 findet die Air Spirit 24 in Emmen statt. Das wird ein Grossanlass zum dreifachen Jubiläum werden:
- 35 Jahre PC-7 Team
- 60 Jahre Patrouille Suisse
- 110 Jahre Schweizer Luftwaffe
Offiziell liegt der Termin zeitlich zu nahe am Fliegerschiessen auf der Axalp (immer Mitte Oktober) und deshalb fällt letzteres aus. Man muss schon sagen, die Organisation des Fliegerschiessens ist ein logistischer Kraftakt, ein Riesenaufwand und eine Meisterleistung, aber vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass man die Struktur der FA-18, die durch die fliegerische Belastung in den Alpen viel schneller gealtert ist als bei ihren trägergestützten Pendants der U.S. Navy, etwas schonen möchte, bis die F-35 verfügbar sind. Und ob man mit dem Lightning dann die Übung weiter verfolgt, scheint doch mindestens fraglich.
Das wäre zwar nicht in meinem Sinne, aber zumindest könnte ich dann sagen, ich sei bei der letzten Durchführung dabei gewesen (allerdings ein schwacher Trost).