Für den 6. Dezember waren die Wetterprognosen für den Alpstein hervorragend: Schon morgens wolkenfrei und strahlende Sonne den ganzen Tag über. Das Problem: Am Vortag hat’s noch geschneit und keiner konnte voraussagen, was für Auswirkungen das auf die Begehbarkeit der Höhenpfade haben würde. Auf telefonische Anfrage beim Berggasthaus Staubern riet man mir vom Weg zwischen Stauberenkanzel und Hohem Kasten ab.
Vermutlich hätte man es waren können, aber ich begreife, wenn sie eher davon abraten, um nicht nachträglich für allfällige Unfälle noch verantwortlich gemacht zu werden. Ich hatte ja auch meine Erfahrungen gemacht mit Touren im Alpstein, die ich wegen Unbegehbarkeit abbrechen musste (Hoher Kasten auf Umwegen oder Nicht einmal ein halber Säntis) und darum hatte ich keine Lust, mich auf die Äste hinaus zu wagen. Aber den Fälensee, den wollte ich schon lange einmal im Winter sehen. Mit dem Schneefall vom Vortag rechnete ich mit nicht zuvielen Spuren, was sich auch bewahrheitete. Genau zwei Menschen sind mir auf der ganzen Tour begegnet. Auf Grund von aktuellen Bildern auf Instagram würde es aber Sinn machen, die Schneeschuhe mitzunehmen, auch wenn die Schneedecke noch nicht wirklich dick war. Aber gerade die sehr steilen Waldwege im Brüeltobel zu Beginn (und am Ende) tendierten zur Vereisung und da wäre ein bisschen Metall unter den Schuhsolen sicher nicht falsch.
Aber auch schon der Weg von Brülisau bis zum Brüeltobel war tückisch: Es hatte immer wieder Passagen mit Glatteis. Und wie ich vermutet hatte, lag unter dem Neuschnee eine von den Wochenendausflügern festgetretene Eisschicht. Für den Aufstieg war das nicht so problematisch und für den Abstieg hatte ich ja die Schneeschuhe.
Der Abstieg zum Sämtisersee fühlte sich an wie das Eintreten in einen Kühlraum. Ohne ein Lüftchen blieb die kalte Suppe im Tal liegen.
Ich hatte nich mit viel Sonne im Tal gerechnet, dass es aber mehr oder weniger gar keine Sonne haben würde, hat mich dann doch etwas erstaunt. Aber auch das Ziel kam näher.
Der Fälensee (auf Fählensee geschrieben) liegt links vom Hundstein. Um mich nicht zweimal durch Brüeltal zu quälen, überlegte ich mir noch, von Wasserauen über die Bogartenlücke zum Bollenwees zu gelangen (siehe auch Besuch beim Bogartenmannli). Ein Weg, der eigentlich keine gefährlichen Stellen aufweist, aber gerade auf der Südseite ziemlich steil ist. Verworfen hatte ich die Idee aber wegen der völligen Unkenntnis der Beschaffenheit des nördlichen Aufstiegs, der wohl in dieser Jahreszeit nie Sonne haben wird.
Auch hier steigt die Sonne in diesen Monaten nicht mehr hoch genug (es ist erst etwa 12:15, nicht später Nachmittag, wie das nach wie vor warme Licht suggereiert).
Der unglaublichen Stimmung zum Trotz ist es in dieser Jahreszeit nicht gerade ein Ort zum Verweilen. Dazu ist es einfach zu kalt. Aber kurz die Kleider richten, etwas trinken und, so hatte ich es mir vorgenommen, Schneeschuhe montieren füre den Abstieg.
Tja, und dann das Unvermeidbare, der Abstieg durch das Brüeltobel. Ich war froh um die Schneeschuhe, das blanke Eis unter dem Neuschnee war tückisch. Aber so ohne Probleme.
Ich war relativ spät zur Tour aufgebrochen, weil ich mir dann noch eine Sonnenuntergangsfahrt auf den Hohen Kasten gönnen wollte. Bei meinem Aufbruch am Fälensee zeigte die Uhr 13:05, danach hatte ich die Zeit nicht mehr gecheckt. Sollte es beim Erreichen der Talstation so halb Vier sein, dann würde ich hochfahren, andernfalls nach Hause, weil ich keine Lust hatte, noch ewig auf einen vielleicht nicht so spektakulären Sonnenuntergang zu warten im letzten Dezember (siehe Hoher Kasten auf Umwegen).
Es war 14:37. Alles klar.