Seit November 2023 ist Peter Bircher Geschäftsführer der Stanserhorn-Bahn. Er hat entschieden, dass aus Gründen der Nachhaltigkeit der Anlass in Zukunft nicht mehr durchgeführt wird. Man kann das unterschiedlich sehen: Als PR-Coup oder als Ergebnis woken Eifers. Ich möchte hier keine Diskussion über Sinn und Unsinn von Airshows vom Zaun brechen, Tatsache ist jedenfalls, dass der Verzicht auf diesen Anlass ohne Flugzeuge mit Jet-Triebwerk in keiner CO2-Bilanz überhaupt spürbar, geschweige denn messbar ist. Gemäss den Angestellten der Stanserhorn-Bahn sind an der OldtimAIR fast doppelt so viele Leute auf dem Gipfel. Ich vermute deshalb, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Aber die mögliche letzte Durchführung war nicht der Grund, weshalb ich mich doch noch auf den Weg machte, nachdem ist eigentlich verzichten wollte, weil Lukas nicht mehr fliegen würde (siehe «Man kann nicht alles haben»). Der Grund war «Networking». Also eigentlich meinte ich, mit meiner Pensionierung von dieser lästigen Pflicht entbunden zu sein und mich nur noch mit Leuten beschäften zu können, die mir wichtig sind.
Auf Instagram bin ich schon länger Follower von «air-to-air.ch» und gerne hätte ich einmal die Möglichkeit wahrgenommen, ebenfalls aus der Luft Bilder von Flugzeugen zu machen. Nicht ganz überraschend kennt Lukas natürlich Gil Schneeberger, der all diese fantastischen Bilder macht. Die Verbindung war hergestellt, aber der persönliche Kontakt ist natürlich wichtig. Und warum nicht an einem Fluganlass, der ein bisschen «air-to-air» ist, weil man die Flugzeuge von der Bergspitze aus nicht nur von unten, sondern auch von oben sieht.
Ausserdem ist es ein gutes Übungsfeld für das Fotografieren von Propellermaschinen mit langen Brennweiten, weil die Verschlusszeit so lange sein muss, dass der Propeller nicht «einfriert», was dann wieder eine besondere Herausforderung in Bezug auf’s Verwackeln ist. Zwar haben heutige Kameras Vibrations-Reduktion (VR) oder In-Body Image Stabilizer (IBIS), aber Wunder können auch damit nicht erbracht werden.
Natürlich wollte ich auch gleich die Möglichkeit einer Bergtour wahrnehmen, letztes Jahr hatte ich für die 1’463 Höhenmeter deutlich unter drei Stunden gebraucht. In diese Region wollte ich wieder etwa kommen, so musste ich für die um 14 Uhr beginnende Veranstaltung erst um 08:17 auf den Zug.
Ich war gut unterwegs und brauchte bis zur Talstation der CabriO-Bahn Chälti 26 Minuten, hatte allerdings den Eindruck, dass sich an den Fersen Blasen zu bilden begannen, was völlig neu war, weil ich in diesen Schuhen noch nie Blasen hatte.
Aber die Untersuchung bestätigte beginnende Blasenbildung. Zum Glück habe ich seit Jahrzehnten immer Compeed dabei, also konnte ich das Schlimmste verhindern. Meinte ich. Etwa auf der Hälfte der Strecke zur Bluematt musste ich einsehen, dass ich den Gipfel wohl erreichen könnte, aber die Konsequenzen wagte ich mir nicht vorzustellen. Also Übungsabbruch und Abstieg zur Talstation. Absteigen war kein Problem, weil da zwischen Ferse und Innenschuh fast keine Reibung ist. Das GA gilt bis auf den Gipfel und um 11 Uhr hatte es noch nicht so viele Leute.
Nun war ich natürlich viel zu früh oben, aber so hatte ich noch Gelegenheit, mich mit Sandy zu unterhalten, einer Aviatik-Enthusiastin und fabelhafter Fotografin, die ich vor zwei Jahren auf der Axalp kennengelernt habe. Sie informierte mich dann auch, dass Gil schon hier sei mit Frau und Tochter und verschaffte mir so einen Informationsvorsprung.
Auf dem Weg zum Gipfel lernte ich dann Gil, seine Frau Claudia und sein Töchterchen kennen. Und es waren noch über zwei Stunden bis zum Beginn der Show. Aber langweilig war es nicht, ganz im Gegenteil. Fragen über die Organisation von Air-to-Air Shootings, Gils Rolle «Piloten wollen in ihren Flugzeugen fotografiert werden, aber das soll bitte ein anderer organisieren…», verwendete Brennweiten, Verschlusszeiten etc. etc. Kurz vor Beginn wurde ich sogar noch mit einem Sandwich verköstigt – was für eine erste Begegnung! Und Gil ist natürlich bekannt wie ein bunter Hund, er kam fast nicht nach mit Händeschütteln.
Zum nächsten Flugzeug, so unspektakulär es scheinen mag, habe ich eine besondere Beziehung. Ich absolvierte 1977 den ersten Kurs der Fliegerischen Vorschulung (FVS) in Bern und machte in einer Bravo meinen ersten Soloflug.
Und dann war meine Zeit auf dem Stanserhorn auch schon um. Ich musste mich vorzeitig auf den Rückweg machen, um um 19 Uhr in Schaffhausen zu sein. Die beiden Überraschungen zum Schluss verpasste ich so, was mich etwas wurmte, waren es doch eine Boeing 107-ll Vertol und ene Douglas A-26B Invader. Aber mein Hauptziel hatte ich ja erreicht: Die Begegnung mit Gil. Davon wird noch zu hören sein.
Die Heimreise war nur bis Zürich problemlos.
Die SBB machen auf DB
Fast 10 Jahre lang bin ich mit der DB auf der Hochrheinstrecke von Schaffhausen nach Basel gependelt. Die Verbindung war häufig verspätet und höchst unzuverlässig. War man einmal auf der Strecke blockiert, dann hat der Bahnersatzverkehr selten funktioniert und kommuniziert wurde generell nichts. Da konnte es dann auch vorkommen, dass die Hälfte der Passagiere draussen auf den Ersatzbus warteten und der Zug dann doch plötzlich und ohne Ankündigung weiterfuhr. Aber das Schlimmste waren die Zugsausfälle aus heiterem Himmel, vor allem, wenn es sich um die letzte Tagesverbindung handelte. Auf dem Perron im Basel Bad Bhf wurde «Verspätung +20» angezeigt und später, ohne Alternative, «Zug fällt aus».
Seit einiger Zeit wird der Fahrplan zwischen Zürich und Schaffhausen auf dieselbe Weise «ausgedünnt», interessanterweise meist Verbindungen, die im Fernverkehr in Kooperation mit der DB gefahren werden (Zürich-Basel ist ebenfalls betroffen). «Zug fällt aus», ohne Begründung. Der vormalige Chef der GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer), Claus Weselsky, hatte mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf getroffen: Die DB macht mit ihren Zügen das pünktliche System der SBB kaputt. Das ist das Eine. Das Andere aber ist, dass das offenbar einfach hingenommen wird. Kein politischer Vorstoss, weder auf kantonaler oder eidgenössischer Ebene thematisiert diesen schleichenden Zerfall des Taktfahrplans, eines Selbstverständnisses der SBB.
Für den Gleisschaden können die SBB nichts, aber das hiess, über Winterthur zu fahren. Auf der Strecke zwischen Andelfingen und Dachsen herrscht Vollsperrung wegen Erneuerung der Geleise. Also mit dem Zug bis Andelfingen, dort auf den Bus umsteigen und in Dachsen wieder auf den Zug. Was für ein umständliches Angebot! Umso erfreuter war ich, in Andelfingen auf einen Bus zu stossen mit der Aufschrift «EV Schaffhausen direkt». Offenbar die Option für die meisten Leute. Der Bus wendete, die Passagiere stiegen ein und der Chauffeur aus. Kommentarlos. Der Bus an praller Sonne, ohne Lüftung, alle Sitzplätze besetzt. Erst als nach einer Viertelstunde die nächste S-Bahn aus Winterthur eingefahren war, setzte sich der Gelenkbus Richtung Schaffhausen in Bewegung. Tja, das läuft wohl unter «immersivem Kundenerlebnis» bei den Marketing-Cracks der SBB.