Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sind merklich gefallen, man könnte fast meinen, es sei Herbst. Dabei sieht es noch gar nicht danach aus. Einige Bäume zeigen zwar schon gewisse Verfärbungen, aber generell ist noch alles grün. Von einem goldenen Herbst also keine Rede und trotzdem sollte man die wertvollen Sonnentage nutzen. Nach Traumferien am Meer und einer Hochgebirgstour war doch wieder einmal der Alpstein fällig. Doch die Tour musste etappiert geplant werden, weil ich neue Bergwanderschuhe habe und diese einlaufen bzw. testen musste. Der Plan war folgender: Ebenalp bis Schäfler war Blasentest. Bei erfolgreichem Ergebnis würde ich zum Säntis weitertouren, sonst wieder umkehren.
Die Sohlen meiner alten Schuhe (Hanwag Makra Combi GTX) hatten kaum noch Profil, schlimmer aber noch, hatte ich in letzter Zeit, nach längeren Wanderungen, brennende Fusssohlen. Der Schuh, obwohl bedingt steigeisentauglich, ist meiner Ansicht nach kein wirklicher Gebirgsschuh und ich suchte deshalb einen Ersatz mit besserem Seitenhalt und besserer Sohle. Dass die Wahl schliesslich wieder auf einen Hanwag fiel (Ferrata Tour GTX) hat damit zu tun, dass Hanwag die einzige Marke (neben Lowa) ist, deren Schuhe ich ohne weitere Vorbereitung (Compeed etc.) und ohne schmerzhafte Konsequenzen tragen kann.
Hanwag und Lowa
Hanwag und Lowa verbindet nicht nur ihre gemeinsame Ausrichtung auf hochwertige Berg- und Wanderschuhe, sondern auch eine familiäre Geschichte: Beide Marken gehen auf die Brüder Hans und Lorenz Wagner zurück, die ursprünglich aus dem oberbayerischen Schuhmacherort Jetzendorf stammen. Hans gründete 1921 die Firma Hanwag (eine Abkürzung für Hans Wagner), während sein Bruder Lorenz 1923 die Marke Lowa ins Leben rief (abgeleitet von Lorenz Wagner). Trotz der getrennten Unternehmenswege teilen sie also dieselben Wurzeln in einer traditionsreichen Schuhmacherfamilie, die massgeblich die Entwicklung moderner Outdoor-Schuhe geprägt hat.
Für den Test also musste ich Blasen in Kauf nehmen. Aber ich war zuversichtlich, dass es schmerzfrei klappen würde.
Den Sonnenaufgang würde ich auf jeden Fall verpassen, also kein Grund, besonders früh unterwegs zu sein.
Bei der Einfahrt in den Bahnhof Urnäsch fielen mir die vielen parkierten Autos auf der Strasse nach Jakobsbad auf, etwas, was ich bisher nur beobachtet hatte, wenn die «Urnäscher Chläuse» (31. Dezember und 13. Januar) unterwegs sind.

In Wasserauen musste ich eine Fahrt der Luftseilbahn zur Ebenalp auslassen, weil gerade ein Car mit Chinesischen Touristen angekommen war und die Kabine gleich füllte. Dass die Bahn dann ohne die Tourleiterin abfuhr, war Ironie des Schicksals. Obwohl der Bahnbegleiter die Anzahl der Gruppenmitglieder bestätigt hatte, wollte die Dame sich im Vorraum noch einmal selbst überzeugen. Ja, ich gebe es zu: Mir huschte ein heiteres Schmunzeln über’s Gesicht…





Aber wenn ich schon auf dem Schäfler bin, dann kann ich auch gleich meinen Elektrolytspeicher wieder adäquat auffüllen.






Eine Herausforderung ist eben, dass es keinen Weg gibt, sondern nur Beschreibungen, die aber einiges an Spielraum offenlassen. Aber wenn man unterwegs auf Bohrhaken trifft, dann darf man davon ausgehen, dass man wohl nicht ganz falsch unterwegs ist. Es war wirklich nur leichte Kletterei und insgesamt viel weniger dramatisch, als ich mir das vorgestellt hatte. Was mich im Nachhinein etwas ärgert, ist, dass ich von der Route keine Bilder gemacht hatte. Aber ich war wohl so konzentriert auf den Aufstieg, dass das kein Thema war. Nächstes Mal dann.

















Trotz des späten Starts war es erst halb Drei, als ich mich auf den Weg zur Schwägalp machte. Dort musste ich zwar über 40 Minuten auf das Postauto nach Urnäsch warten (an Wochentagen nur Stundentakt!), aber das war auf einer windgeschützten Bank in der Sonne gut auszuhalten.
Die Viehschau in Urnäsch war noch immer in vollem Gang, aber das Postauto wurde durch die Menschenmenge hindurchgelotst und wir erreichten den Bahnhof pünktlich. Dort herrschte vom Schauplatz her ein ohrenbetäubender Lärm von muhenden Kühen. Ich bin geneigt, zu sagen, hunderten, aber dreistellig war die Menge des Braunviehs auf jeden Fall.
Was für ein erlebnisreicher Tag!