Wieder einmal aus der Komfortzone raus in ein Gebiet, das ich nicht wirklich gut kenne, höchstens vom Durchfahren. Ich kann ja nicht immer nur in meinem «zweiten Wohnzimmer» Alpstein unterwegs sein. Die Tour auf den Rophaien [Roffäi-en] hatte ich bereits vor zwei Jahren in meine Liste aufgenommen und heute sollte es also so weit sein.
Die anhaltende Trockenperiode hat auch eine positive Seite, man kann sich relativ sorgenfrei in Bezug auf das Wetter in die Berge begeben. Einzelne Wolken sind trotzdem zu erwarten (und auch willkommen).
In Schwyz wartete der Zug noch eine Busverbindung ab (es kam natürlich niemand) und deshalb trafen wir mit einigen Minuten Verspätung in Sisikon ein. Der Fahrplan des Busses nach Riemenstalden ist auf den Zugfahrplan abgestimmt und er wartete den Anschluss ab. Das war auch entscheidend, denn es war der letzte Morgenkurs der insgesamt vier Tagesverbindungen ins Riemenstaldener Tal (ist eigentlich ein Schulbus für die noch knapp über 80 Einwohner zählende Talschaft).
Der Bus war voll mit Wanderen, aber beim Käppeliberg stieg ich als einziger aus und wurde aber noch gefragt, ob ich denn nicht bis zur Talstation mitfahren wolle. Nein, wollte ich nicht, sonst hätte ich den Alpler See verpasst.
Auf dem Weg rechts am See vorbei stank es bestialisch. Der Geruch kam, dem abgerissenen Bein einer Gämse nach zu urteilen, wohl von einem schon älteren Kadaver.
Nach Butzen war es schwierig: Die Abzweigung über die Weide zum Waldabstieg schien nicht zu existieren. Aber wäre ich den Weg weiter gegangen, dann wäre ich wieder in Alplen vorbeigekommen und das war nun wirklich nicht das Ziel der Übung. Also über den Zaun gestiegen und durch das hohe Gras Richtung Waldabschnitt, wo ich den Weg vermutete. Er war auch tatsächlich erkennbar, aber um daraurf zu gelangen, musste ich über einen Stacheldrahtzaun klettern, es gab keine Öffnung und somit war klar, dass dies lokal nicht mehr als Wanderweg angesehen wurde.
Nachdem ich mich auf einen «offiziellen» Weg zurückgekämpft hatte, stand der nächste Entscheid an. So, wie es aussah, würde ich um ca. 13 Uhr in Riemenstalden zurück sein. Der nächste Bus fuhr aber erst um 16:21 Uhr… Und drei Stunden warten in einem so – Entschuldigung – gottverlassenen Ort, darauf hatte ich keine Lust. Aber absteigen bis Sisikon? Das wären dann insgesamt über 1’700 Höhenmeter abwärts. Ich war nicht sicher, ob ich schon so fit sein würde. Ich würde einfach Autostopp machen.
Als ich dann an der letzten Verzweigung Richtung Riemenstalden stand, entschied ich mich kurzfristig trotzdem noch für den Abstieg nach Sisikon. Bisher war es sehr gut gelaufen, das würde ich auch noch schaffen. Die einzige Herausforderung war der Abschnitt, wo eine Tafel vor Steinschlag warnte. Diese nimmt man ja so zur Kenntnis wie die AGB, die man bei einer simplen Online-Bestellung gelesen und akzeptiert hat… Ja, bis es dann rumpelt! Ich duckte mit hinter einer wirklich imposanten Kiefer und da schossen auch schon die vielleicht faustgrossen Steine links und rechts zu Tal. Damit war auch der Adrenalinspiegel wieder auf einem eher höheren Niveau. Der Rest des Abstiegs verlief ohne weitere Überraschungen und ich erreichte schon bald Sisikon.
Na ja, meinen Zug nach Arth-Goldau hatte ich um etwa eine Viertelstunde verpasst und da in Sisikon nur Stundentakt herrscht, hiess das auch hier: Warten. Aber nur ca. 40 Minuten und nicht über drei Stunden. Leider ist auch Sisikon ein sterbender Ort, es gibt keinen Laden mehr, dafür bietet der Sternen Bier über die Gasse an. Der Sternen?
Duch den Abstieg nach Sisikon war ich um die Zeit der Busabfahrt in Riemenstalden schon wieder zuhause. Hat sich also gelohnt.