Als ich in Wasserauen ein Einfach-Ticket auf die Ebenalp löste, wurde ich gefragt, wohin ich denn wollte und wie ich denn wieder runter käme. Die Antwort «Schäfler» und «zu Fuss» wurde mit der Warnung quittiert, dass es gefährlich, weil alles vereist, sei. Na ja, ich traue mir inzwischen zu, beurteilen zu können, was geht und was nicht, aber dazu musste ich erst einmal hoch.
Aus der Kabine der Ebenalp-Seilbahn sah ich, dass der Abstieg über das Wildkirchli wohl nicht zu machen ist. Aber das war kein Problem, dann würde ich einfach durch den Gartenwald absteigen. Aber zuerst war der Schäfler dran.
Danach verlor sich die Spur, respektive die erkennbare folgte nicht dem üblichen Weg. Das war aber kein Problem, meine Schneeschuhe griffen im Harsch gut und so waren auch längere Traversen zu bewältigen. Beim Aufstieg sind mir noch zwei Skitourenfahrer begegnet, sonst war es einfach herrlisch still.
Den Schäfler hatte ich in etwa 50 Minuten erreicht und zu meinem Erstaunen war es nicht bitterkalt (ein weiterer Prognosefehler), so dass ich nicht einmal die Daunenjacke für den Aufenthalt auf dem Triangulationspunkt benötigte.
Dass ich einen Sonnenuntergang mit rot gefärbtem Himmel hinter dem Säntis nicht erleben werde, damit hatte ich mich abgefunden. Aber die Stimmung auf dem Schäfler war trotz allem eindrücklich.
Kaum zu glauben, dass wir uns hier auf nur knapp 2’000 m befinden.
Wie bereits erwähnt, wollte ich durch den Gartenwald absteigen. Nur: Wo ist der Weg? Die Dämmerung war schon ziemlich fortgeschritten und da entschloss ich mich, der Skipiste zu folgen. Es wunderte mich schon etwas, dass keine Spuren zu sehen waren. Warum, das wurde mir dann schon klar: Gegen die Talstation des Skilifts hin ist die Piste einfach zu steil, da wagt sich wohl niemand. Ich rutschte auf meinen Schneeschuhen wie mit Kurzskis den Hang runter, bis ich stürzte und keine Chance hatte, den Fall zu bremsen. Es war nicht kritisch, da unten genug Auslauf war und keine Hindernisse im Weg waren. Aber es ist schon ein muhlmiges Gefühl, eigentlich keine Kontrolle mehr zu haben über das, was mit einem geschieht. Aber dann: Handschuhe ausklopfen und, mit leicht erhöhtem Adrenalipegel, weiter. Die einzigen wirklichen Schreckmomente hatte ich etwas weiter unten, als ich zweimal in eine Foto-Wildfalle tappte und geblitzt wurde.
Kaum hatte ich in der Vorderen Bommen den Wald erreicht, entledigte ich mich der Schneeschuhe. Das war ein Ticken zu früh. Der Weg blieb schneebedeckt und vor allem vereist (man hatte es mir ja gesagt…), sodass ich nach kaum 20 Metern wieder in die Schneeschuhe stieg und sie erst viel weiter unten dann endgültig ablegen konnte.
Nach rund drei Stunden war ich also wieder auf dem Parkplatz bei der Ebenalpbahn angekommen, bei tiefster Nacht. Und owohl über der Alp Sigel und der Bogartenlücke die Sterne funkelten, blieb der Alpstein wolkenverhangen.
Die Rückfahrt, ausnahmsweise im Auto, war kurz: für die 103 km nach Schaffhausen benötigte ich gerade eine Stunde und 16 Minuten. Das sind über 80 km/h im Schnitt und das bei Einhalten aller Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auch mit dem Verbrauch von 5.4 Litern auf 100 km durfte ich zufrieden sein.