Nach der Tischkreissäge (siehe Beitrag «Pimp my Table Saw») war ich lange hin- und hergerissen, womit ich denn meine Werkstatt als nächstes professionalisieren könnte: Eine Formatkreissäge wäre zu gross und zu teuer, eine Radial-Arm-Säge zwar perfekt, aber viel zu teuer, mit einer Bandsäge liebäugle ich schon lange, ist aber momentan auf unbestimmte Zeit nicht lieferbar. Aber da war auch noch ein anderes Werkzeug, dessen Anschaffung ich schon ewig in Erwägung gezogen habe: Ein Frästisch.
Wobei bei Frästischen die Spannbreite von billig (und unbrauchbar) bis über CHF 3’000 alles zu haben ist. Im August 2012 hatte ich voller Erwartungen einen Frästisch für knapp CHF 70 gekauft. Vorteil: Jede vorhandene Oberfräse kann eingesetzt werden. Nachteil: Sehr mühsames Umrüsten, Feineinstellung nur nach Trial & Error-Prinzip, Parallel- und Queranschlag unbrauchbar, Tischfläche viel zu klein, Tischbeine für meine Oberfräse zu kurz. Tja, der Einsatz beschränkte sich dann auf wenige Male und sonst nahm das Teil nur knappen Platz weg.
Aber warum überhaupt ein Frästisch? Reicht eine «normale» Oberfräse nicht? Die Antwort darauf ist klar nein. Ein Frästisch erlaubt nicht nur eine präzisere Führung bei schmalen Werkstücken mit wenig Auflagefläche (zugegeben, das ist auch eine Frage der Übung), aber er ermöglicht auch das stirnseitige Fräsen oder Winkelschnitte.
Ich entschied mich für einen Frästisch von Sauter mit einer fest montierten Oberfräse, der hat, neben einem Preistag, der einem nicht gleich die Schamröte ins Gesicht treibt, auch sonst nur Vorteile: Ist immer verfügbar, präzise und kann das schier unendliche Angebot von Fräsern nutzen.
Über den Werchzüglade betellte ich die Ware, musste mich aber auch ein paar Wochen gedulden. Am 21. April 2021 konnte ich die Sendung in Winterthur abholen.
Leider wurde vorerst nichts aus dem Aufbau des Frästisches. Offenbar ist das Paket des Untergestells auf seiner Reise von Taiwan nach Winterthur irgendwo aus grösserer Höhe auf eine Ecke geknallt:
Der Umtausch war anstandslos, zum Glück war noch ein Gestell an Lager. Und damit konnte mit dem Aufbau begonnen werden. Etwas wollte ich von meinem unbrauchbaren Billigteil aber übernehmen: Den Apparateschalter. Aber bitte mit einem längeren Kabel und vor allem auch Schweizer Stecker.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie mit dieser Oberfräse freihändig gearbeitet werden kann, die wäre mir viel zu schwer. Aber sie ist auch stark: 2’400 W. Damit fräst man alles nieder… Nicht erstaunlich wird sie standardmässig mit einer .50″ (12.7 mm) und einer 12 mm-Spannzange geliefert, das «Spielzeug»-Standardformat 8 mm muss separat gekauft werden. Aber es gibt zwei entscheidende Gründe, warum die Triton die richtige Wahl ist: Die Höhe kann standardmässig von unten (also im Frästisch von oben) verstellt und fein-justiert werden und sie hat einen Bolzen zur Spindelarretierung bei Werkzeugwechsel. Damit ist kein Fräsenlift nötig, der locker den Preis einer guten Oberfräse übersteigt, deren Einstellmöglichkeiten aber völlig ungenutzt lässt. Der Fräserwechsel ist eine Sache von Sekunden.
Veloständer aus Holz
Als mich die beste Ehefrau von allen (frei nach Ephraim Kishon, mit dem ich übrigens 1978 einmal ein paar Worte wechseln konnte) fragte, was ich denn vor hätte, zu bauen, erwischte sie mich etwas auf dem falschen Fuss. Aber Männer brauchen kein konkretes Vorhaben für die Notwendigkeit von Werkzeug, das «können, wenn man wollte» reicht als Begründung völlig aus.
Aber die Möglichkeit, die neuen Werkzeuge zu nützen, ergab sich schnell: Unser Velo-Unterstand ist für fünf klassische Fahrräder ausgelegt. Aber nicht für Urban- oder E-Bikes mit breiten Lenkern. Mein Mountain-Bike lehnt seither etwas labil in der Garage und das wollte ich ändern. Für die Umsetzung benötigte ich möglichst feuchtigkeitsunempfindliches Kantholz, das hatte ich aber nur in Form von kesseldruckimprägnierten Vierkantpfahl-Resten. Aber mit einem Querschnitt von 7 cm x 7 cm viel zu stark.
Aber die nächste Bewährungsprobe der aufgewerteten Tischkreissäge folgte gleich. Eine grosse Aussparung in der Querstrebe soll nämlich die vertikalen Stützen richten. Als ich die Tischkreissäge aufgewertet hatte, dachte ich schon daran, dass ich dann allenfalls einmal Anschläge mit dem Sauter C-Profil haben würde und jetzt konnte ich gleich davon profitieren. Die Anpassung vom Frästisch auf die Tischkreissäge ist eine Sache von Sekunden. Schnitttiefe mit der Digitallehre eingestellt und gefräst, anschliessend mit dem Stechbeitel geputzt.
Aber die spannenste Frage: Passt das Teil überhaupt? Ich habe einmal gemessen und mir dann die Idee so zurecht gelegt. Also auf zum Testlauf in die Garage.
Aber jetzt kommt der Ständer für’s Finish nochmals in die Werkstatt.