Während nördlich der Alpen die Unwetter mit teilweise tragischen Folgen tobten, wurden wir im Piemont von der Sonne verwöhnt.
Bis auf eine spektakuläre Ausnahme. Aber dazu später. Nach den positiven Erinnerungen an die paar Tage im Piemont vor zwei Jahren war es für Madeleine nicht schwierig, die Familie von einem weiteren Aufenthalt in der Region zu überzeugen. Nicht in einem Hotel, sondern in einem Appartement in Cossombrato bei Asti sollten wir die Woche verbringen. Gekocht haben wir dann aber nur zweimal, was einerseits mit dem gastronomischen Angebot der Gegend zusammenhing und andererseits mit den eingeschränkten Kochmöglichkeiten: Die grösste Pfanne war eine kleine Kasserolle, eher ungeeignet für Pasta…
Für den ersten Abend hatten wir bereits im Mach Cha Dira in Settime reserviert. Grundsätzlich fleischlastig («lokale Wurstwaren») ausgelegt, zauberte man uns im familiären Ambiente einen Vegitraum hin und das zu einem Preis, der uns unsicher machte, ob denn nicht etwas vergessen worden sei: 65 € für Essen, Wein (Flasche und offen), Mineral und Kaffee. Jedenfalls ein Start nach Mass…
Am Abend des EM-Finals wollten wir etwas von der Begeisterung mitbekommen und waren zum Nachtessen im Tre Re in Asti. Die Fussballbegeisterung hielt sich in Grenzen, was nicht mit der Qualität der Speisen korrelierte: Die war nämlich hervorragend.
Ich hatte bereits Cossombrato etwas zu Fuss erkundet: Ein typisches Piemontesisches Dorf auf einem der Tausend Hügel mit einer Kirche auf dem höchsten Punkt. In diesem Fall die «Chiesa di Santo Stefano».
Während die Familie noch schlief, machte ich jeweils am Morgen einige Ausflüge in die nähere Umgebung. Cossombrato selbst ist klein (etwas über 500 Einwohner) und war relativ schnell «erledigt».
Vom ersten Moment an aber lockte die «Chiesa dei Santi Matteo e Secondo» in Villa San Secondo zu einem Besuch.
Die Dörfer waren jeweils zur Zeit des Sonnenaufgangs wie ausgestorben, ausser der Müllabfuhr war niemand unterwegs. Was hingegen auffiel, waren einerseits die unzähligen Überwachungskameras auch an Orten, die nicht den Anschein hatten, «überwachenswert» zu sein und andererseits die scharfen Kläffer in fast jedem Vorgarten. Fast ein bisschen paranoid.
Inzwischen tobten nördlich der Alpen die Unwetter und wir bekamen davon eigentlich nichts mit. Dass wir dann in Turin von einem Hagelsturm überrascht würden, war nicht vorhersehbar.
Was wir danach erlebt haben, war unvergleichlich. Ein Hagelsturm, der innert kürzester Zeit die Strassen mit einer weissen Schicht bedeckte und dessen baumnussgrosse Hagelkörner bis weit unter die Galerie reichten, unter der wir uns glücklicherweise noch in Sicherheit bringen konnten.
Zum Glück hatten wir das Auto in einer Tiefgarage parkiert, so blieben wir von Hagelschäden verschont. Die Rückfahrt aus dem Stadtgebiet von Turin glich einer Dauerfontäne: Die Strassen lagen teilweise bis zu 20 cm unter Wasser. Etwas weiter war es dann schon wieder trocken und so blieb es auch bis nach Cossombrato. Dort schien sich jetzt aber auch ein Gewitter zusammenzubrauen und wir wurden zu «Blitzjägern». Ist ja reine Glückssache, einen Blitz zu erwischen und dazu sind normalerweise unzählige Bilder notwendig, der Ausschuss liegt bei etwa 99%.
Es hat dann in der Nacht tatsächlich auch noch gewittert, aber das war es dann mit Schlechtwetter in unseren Ferien.