Es war kein Gipfel, der mich ins Göschenertal und die Voralp lockte, sondern eine hochalpine Fussgänger-Hängeseilbrücke. Die Brücke liegt in der Südflanke des 2’985 m hohen Berges Salbitschijen auf 2’400 m zwischen Salbit- und Voralphütte in der Nähe des Salbitschijenbiwaks. Der Aufstieg zur Brücke weist einen Schwierigkeitsgrad von T4 auf und ist stellenweise versichert. Deshalb wird auch manchmal von einem Klettersteig gesprochen, was meiner Ansicht nach aber eigentlich falsch ist.
Die Salbitbrücke selbst ist eher kein Ziel für eine Tagestour, ausser man beschränkt sich auf die Brücke selbst und kehrt anschliessend über denselben Weg über die Salbithütte zurück nach Göschenen. Kann man natürlich machen, verpasst so aber die Schönheiten auf dem Horenfelliboden-Hochplateau am Fusse von Chüeplanggenstock, Rohrspitzli und Salbitschijen, einem beliebten Sportkletterberg.
Eine Tagestour kam auch nicht in Frage, weil ich am Montag Morgen noch einen Arzttermin hatte und so erst viel zu spät hätte aufbrechen können. Für den Hüttenzustieg zur Salbithütte würde es aber gut reichen. Ausser der IC hat eine Störung und erreicht Arth-Goldau mit 20 Minuten Verspätung. Mit einer Stunde Verspätung erreichte ich schliesslich Göschenen.
Auf den Bus nach Grit im Göschenertal würde ich aber nochmals 55 Minuten warten müssen und damit den Essenstermin in der Salbithütte wohl nicht mehr schaffen. Darum entschloss ich mich, direkt von Göschenen aus auf die Salbithütte aufzusteigen. Die Sollzeit von knapp drei Stunden würde ich aber unterbieten müssen, um es rechtzeitig zu schaffen.
Nach Suppe und Salat erfolgte der kulinarische Höhepunkt: Penne mit Vegi-Salsa. Wirklich hervorragend und perfekt al dente. Auch meine Italienischen Banknachbarn aus Brescia schwärmten davon. Das Hüttenwart-Team macht das ausgezeichnet. Man fühlt sich willkommen, nicht nur geduldet.
Das stärkste Argument für eine Übernachtung im Berggebiet sind einerseits die Nächte selbst und dann auch Sonnenuntergang (hier jetzt weniger) und Tagesanbruch. Aber den Sternenhimmel wollte ich unbedingt auf mich einwirken lassen.
Und da war sie nun, die Salbitbrücke.
Die Brücke weist eine Länge von 90 Metern auf, hat eine Gehbreite von 64 Zentimetern und erhebt sich 122 Meter über der Schlucht.
Wikipedia
Die Salbitbrücke wurde unter Verwendung von Material der durch einen Neubau ersetzten Triftbrücke aus dem Berner Oberland nach dem Vorbild nepalesischer Hängeseilbrücken errichtet. Sie wurde nach einer Bauzeit von etwa zwei Monaten am 19. Juni 2010 eröffnet und erleichtert das Begehen des Verbindungsweges zwischen den Hütten, das bis dahin nur auf dem alten «Kettenweg» mit Hilfe von Klettersteigausrüstung möglich war. Die Baukosten beliefen sich auf Fr. 280’000. Das Projekt war wegen des befürchteten Massentourismus umstritten und mit Einsprachen belegt.
Die Befürchtung in Bezug auf Massentourismus scheint mir doch etwas weit hergeholt: Mit einer Zustiegszeit von weit über drei Stunden und ohne Bewirtung in unmittelbarer Umgebung wird die Brücke ein eher exotisches Ziel bleiben.
Der Rest des Abstiegs bis Wiggen war nicht berauschend, aber gehörte halt dazu. Fünfdreiviertel Stunden nach dem Start kam ich an der Bushaltestelle an und hatte ein déjà-vu (siehe Jöriseen, mit Autostopp):
Tolle Gegend, tolle Hütten, vor allem die Berwirtung, aber halt eben Hütten… Das ist ja vermutlich auch eine Frage des Alters, man hätte gerne etwas mehr Privacy, aber das sind Nörgeleien auf ganz hohem Niveau.
Die Dauer ist im Relieve-Video verfälscht. Bei der Ankunft in der Salbithütte vergass ich den Tracker abzustellen und so ist noch über ein halbe Stunde «idle time» drin.