Joseph-Samuel Farinet (1845-1880) war ein Schmuggler und Falschmünzer, der im Unterwallis Kultstatus hat. In Anlehnung an seinen Namen heisst die Via Ferrata entlang der Salentse «La Farinetta» und auch die Hängebrücke über die Schlucht, die «Passerelle à Farinet», trägt seinen Namen.
Aber wir sind ja nicht nach Saillon gereist, um ins Falschgeldmuseum zu gehen oder den alten Dorfkern zu erkunden, obwohl Klaus eine sehr enge Beziehung zum Dorf hat, stammt doch seine Frau Francine von hier. Die Hochzeit in der Eglise Sainte-Catherine fand 1970 statt. Ja, man könnte noch viel erzählen, über das Château de Saillon oder den Vigne à Farinet (kleinster Rebberg der Welt), aber wir sind ja gekommen, um mit dem Klettersteig «La Farinetta» die nächste Reifestufe zu erreichen (also ich, für Klaus war es eine Wiederholung).
Der Klettersteig beginnt etwas oberhalb der Höhle der Riesen. Der erste Teil bis zur Bisse à Barman ist mit K3+ bewertet; er weist zwei Seilbrücken und ein paar kurze abdrängende Stellen auf. Der zweite Teil ist deutlich schwieriger, ausgesetzter und verlangt gute Technik und Kraft in den Armen (K4+); nach einer schwindelerregenden Querung der senkrechten Schluchtwand folgt man teils durchs Tunnels einer alten Wasserleitung, bevor man über eine hohe Wand mit leicht überhängenden Passagen zum Schluchtrand emporsteigt (SAC).
Nach wenigen Metern kommt bereits eine Stelle, die etwas Überwindung kostet und besondere Konzentration erfordert: Eine ziemlich lange Seilbrücke über die Schlucht. via-ferrata.de schreibt dazu: Man sollte hierbei schwindelfrei sein, denn die Brücke schwankt ordentlich.
Nach einer kurzen Pause machten wir uns an die nächste Etappe, die doch noch einiges anforderungsreicher ist.
Ich hatte etwas Vorsprung, so nützte ich die Gelegenheit nach dem Ausstieg, Klaus von der Passerelle à Farinet auf seinen letzten Metern noch abzulichten.
Auf der Anfahrt wechselten wir in Visp auf den Regio nach Riddes und danach ging es mit dem Postauto nach Saillon. Der Rückweg führte über Martigny und den RegioExpress zurück nach Visp. Aber das Postauto hatte in Saillon bereits 7 Minuten Verspätung bei einer Umsteigezeit von 7 Minuten in Martigny… Zwischenzeitlich wuchs die Verspätung auf 10 Minuten an, aber am Schluss reichte es trotz allem locker.
Das Fazit: Es war wieder eine tolle Tour und sie hat mir gezeigt, woran ich im Winter werde arbeiten müssen: Gewicht und Kraft. Das eine reduzieren, das andere erhöhen. Dann liegt vielleicht auch die dritte Etappe der Farinetta einmal noch drin (laut dem Hüsler Klettersteigführer der schwerste Klettersteig der Schweiz). Alles kann, aber muss nicht…