Es sollte ein Prachtstag in den Bergen werden und ich freute mich zusammen mit Mia eine Schneeschuh-Tour zu machen. Aber das Leben hat manchmal andere Pläne. Sie hatte sich vor zwei Tagen am Ergometer verausgabt und sich zwei Blutergüsse an den Fusssohlen eingehandelt, die einem leichtfüssigen Fortschreiten in den Bergen nicht wirklich zuträglich waren. So machte ich mich dann halt alleine auf den (etwas beschwerlichen) Weg.
Die Schneeschuhe für Mia waren bereits organisiert und sie wählte die Tour auf der Melchsee-Frutt (alternativ hätte die Ebenalp zur Auswahl gestanden). Eine Gegend, die mir bis jetzt völlig unbekannt war. Wenn ich gewusst hätte, wie beschwerlich die Anfahrt ist, wäre es eventuell dabei geblieben. Zürich, Luzern und dann ein Express nach Sarnen mit der Zentralbahn – alles kein Problem. Die 20 Minuten Wartezeit in Sarnen waren jetzt nicht gerade toll. Zu Beginn warteten nur einige Skifahrer und andere Schneeschuhgänger auf das Postauto nach Stöckalp, deren Anzahl aber ständig zunahm, wenn’s nicht schlimmer wird… Und es ward schlimmer. Etwa fünf Minuten vor der Abfahrtszeit rauschte ein mit «Skibus» beschriftetes Postauto auf den Platz, aus dem geschätzte 50 Leute ausstiegen, die sich ebenfalls an der Kante A einreihten. Wie in aller Welt sollte denn das gehen? Die Lösung war ein Sonderkurs mit Anhänger, der unterwegs erst noch nur zweimal anhielt. Ich hatte einen Sitzplatz im pumpenvollen Bus und freute mich über die frühere Ankunftszeit.
In Stöckalp angekommen machte ich mir bereits das zweite mal ernsthaft Gedanken, umzukehren. Die Warteschlange vor dem Eingang zur Kasse war mindestens 50 Meter lang. Ich geb’s zu: Ganz hinten habe ich mich nicht eingereiht, sonst wäre ich wohl jetzt noch dort.
Irgendwann schaffte ich es auch bis zum Eingang, nur um festzustellen, dass die Schlange drinnen nochmals etwa 20 Meter weiterging. Und das ist noch nicht das Ende: Der direkte Weg von der Kasse zur Gondel war gesperrt, man musste das Gebäude wieder verlassen und sich bei der Warteschlange «mit Ticket» einordnen. Die hatte sich glücklicherweise inzwischen drastisch verkürzt, war aber im Innern der Talstation immer noch etwa 30 Meter lang.
Schliesslich schaffte ich es, zusammen mit acht halbwüchsigen Skilagerteilnehmern, in eine der runden Gondeln. Angekommen in Melchsee-Frutt, hatten meine Mitpassagiere vermutlich ihre Tagesration bereits verfuttert.
Was für eine Erlösung! Endlich Maske weg, strahlende Sonne, und frühlingshafte Temperatur.
Daunenjacke verstauen, Stöcke richten, Schneeschuhe anziehen, Sonnencrème würde ich dann später noch applizieren.
Ich wünschte fast, ich hätte leichtere Tourenhosen angezogen, es war richtig warm. Oben angekommen, präsentierte sich der Melchsee-Kessel in gleissender Sonne.
Um überhaupt mit dem Aufstieg auf die Ärzegg zu beginnen, musste erst der Talgrund «Tannen» durchquert werden, zu erreichen über die Chringen. Der Teil des Trails nördlich des Tannenschilds war das einzige etwas exponierte Wegstück, mit Schneeschuhen leicht zu begehen. Die beiden Ski-Tourer vor mir hatten schwer zu kämpfen mit teilweise felsigen Abschnitten. So hatte ich sie schnell ein- und überholt, im Abstieg kehrten sie den Spiess dann wieder um.
Die Rückfahrt gestaltete sich in weit weniger gedrängter Atmosphäre. Aber über 20 Minuten auf den Zug warten in Sarnen gehörte wieder dazu.
Schade, dass Mia nicht mitkommen konnte. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Was ich zum Schluss noch sagen wollte…