French Cleat

Nein, French Cleat kann man nicht essen und warum es «Franzosenklemme» heisst, weiss ich auch nicht. Aber Swiss Cheese hat ja mit der Schweiz auch nichts (mehr) zu tun, sondern beschreibt eine Käse-Kategorie; Es ist eine Methode zur Organisation von Werkzeug oder auch anderen Objekten, die einen gewissen Anfangsaufwand erfordert, dann aber durch praktisch unbeschränkte Flexibilität glänzt.

Nun, der Wunsch, die Werkstatt mit der Zeit auf French Cleat umzustellen, hat ja dazu geführt, dass ich meine alte Tischkreissäge ersetzen musste, weil ich damit keine 45°-Schnitte mehr machen konnte. Dass ich gleichzeitig auch eine neue Kapp- und Gehrungssäge brauchen würde, war nicht vorgesehen (siehe Freud und Leid).

Einrichten der Metabo KGS 254 M Kapp- und Gehrungssäge

Es hat sich schnell gezeigt, dass die Tiefe des Werktisches, auf dem die alte Säge stand und wo auch die neue hin sollte, nicht ausreichen würde, weil die Auslage konstruktionsbedingt viel grösser ist. Mit einer 9 mm-Birkensperrholzplatte vergrösserte ich die Tischfläche.

Neu hat der Werktisch eine Tiefe von 90 cm. Da der wandseitige Teil kaum belastet wird, reicht die 9 mm Sperrholzplatte bei weitem.

Prüfen, dass Langware nicht an der Ständerbohrmaschine ansteht.

French Cleat Zuschnitt

Was dann folgte, war ein absolutes Highlight: Die Zuschnitte für die French Cleat-Wand war so sauber und präzis, wie ich mir das in den kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt habe.

Das Schnittbild mit der neuen Metabo TS 254 M ist fast perfekt. Das sind 5 nacheinander gesägte Kanthölzer aneinandergelegt.

Im Nu waren die 45°-Schnitte der 1.3 m langen Keilleisten gemacht und gebrochen.

Die Leisten wurden auf die Kanthölzer geleimt und verschraubt.

Bohrer mit höhenverstellbarem Ansenker. Zwei Arbeitsgänge in einem und immer gleichmässig.

So, Werktisch neu eingerichtet und French Cleat-Wall bereit zur Aufnahme von Komponenten.

Auf Youtube gibt es unzählige Videos zum Bau einer French Cleat. Für mich die wichtigsten drei Punkte:

Materialwahl: Multiplex (Sperrholz, vorzüglich schwerere Qualität) oder MDF.
Nach Schrägschnitt der Panels unbedingt Kanten brechen, es besteht sonst erstens ernsthafte Verletzungsgefahr und zweitens das Risiko, dass die Wandobjekte verkeilen.
Die Keilleisten auf vertikalen Leisten befestigen (leimen und schrauben), damit sich Staub und Dreck nicht in der Nut sammeln können.

Der erste Werkzeughalter

Ich denke, das ist auch Erfahrungssache und es wird einem immer einfacher von der Hand gehen. Für den Beginn bin ich mal ganz zufrieden: Meine Holz- und HSS-Bohrer haben nun einen Platz an der Wand. Eine Nagelpistole würde die Konstruktion noch beschleunigen…

Erste French Cleat-Komponente für Holz- und HSS-bohrer. Bei der Gelegenheit auch gleich die Behälter etwas vom jahrelangen Staub befreit.

Ehrenrunde

Nicht ganz so schlau: Mit voller Ausladung kann der Winkel von 45° gar nicht mehr eingestellt werden. Also Maschine verschieben. Alte Löcher zudübeln, verspachteln und verschleifen.

Nachdem dann die Bewegungsfreiheit gewährleistet war, justierte ich die Säge, was doch einige Zeit in Anspruch nahm.
Die beste Methode, die Winkeltreue einer Gehrungssäge zu testen, ist, einen rechteckigen Rahmen zu konstruieren. Dort lassen sich kleinste Winkelabweichungen nicht verstecken und auch ein Laie sieht sofort, ob es stimmt oder nicht.