Viel weiter als bis zum Partnunsee hatte ich es in all den Jahren, in denen wir in Pany Ferien machten, nicht geschafft. Aber immer ehrfürchtig zur Sulzfluh hochgesehn, diesem eindrücklichen Bollwerk aus Kalkstein.
Ich hatte zwar kürzlich den TV-Beitrag zur Sulzfluh noch halb mitbekommen, dem aber keine weitere Bedeutung zugemessen. Als aber kurze Zeit später ein Rundmail der SAC-Sektion Randen in meiner Inbox lag, war meine Neugier geweckt. Es wurden noch Teilnehmer für eine «Klettersteig-Tour auf die Sulzfluh» gesucht, obwohl der Meldetermin bereits abgelaufen war. Ich setzte mich mit Tourenleiter René Schmid in Verbindung und hatte bald darauf die Teilnahmebestätigung. Die Tour, eigentlich ursprünglich für Samstag/ Sonntag geplant, musste einen Tag verschoben werden, weil die Carschinahütte ausgebucht war und das bereits im März! Dichtestress in den Alpen… Nun, mir war’s Recht, wochentags würde es weniger überlaufen sein.
Geplant war eine kurze Einstiegstour über den Familienklettersteig, dann allenfalls noch der Klettersteig «Partnunblick», bevor wir dann in der Carschinahütte nächtigen und uns auf den Sulzfluh-Klettersteig vorbereiten würden. Darum war es auch nicht nötig, in aller Herrgottsfrühe loszufahren.
Tag 1: Vorspeise
Da wir insgesamt zu viert waren – neben mir und Tourenleiter René Schmid waren noch Marcel Gfeller, Präsident der SAC Sektion Randen und Rolf Haug, Hüttenwart a.i. mit von der Partie – lag es auf der Hand, mit einem optimal gefüllten Auto nach St. Antönien zu fahren, konkret bis zum obersten, ziemlich vollen Parkplatz P6, wenig unterhalb des Partnunstafel. Die gut zwei Stunden ab Schaffhausen haben noch immer Bestand, trotz relativ dichtem Verkehr.
Wenn es schon eine «sanfte» Einstiegsmöglichkeit gibt, dann sollte man die auch nutzen, insbesondere, wenn man mit einer zusammengewürfelten Truppe unterwegs ist und die technische und physische Kondition der Einzelnen nicht kennt. Ich war ja der Neuling der Gruppe, die anderen kennen sich seit langem. Auch die Standfestigkeit von Marcels Achillessehne liess sich besser bei einem kurzen Auftaktgalopp überprüfen als in der grossen Wand, wo es dann kein Zurück mehr gibt.
Technisch war also alles in Ordnung, Marcel spürte allerdings seine Achillessehne stärker als erhofft. Darum und auch, weil die Zeit doch schon fortgeschritten war, verzichteten wir auf den Klettersteig «Partnunblick». Damit ersparten wir uns auch den eher mühsamen Abstieg durch das Gemschtobel.
Bis zum Nachtessen würde es noch einige Zeit dauern, darum machten wir uns, nachdem wir uns in der Hütte gestärkt hatten, noch auf zum Schafberg.
Na ja, dann folgte, was ich an Mehrtagestouren am wenigsten liebe: Die Übernachtung in einem Massenschlag. Aber es war weniger schlimm als erwartet. Wir waren nur zu siebt in einem Zehnerschlag, hatten also genug Platz. Unsere Zimmergenossen hatten wir schon beim Nachtessen kennengelernt, sie waren uns nicht mehr ganz so «fremd», die Luft war nicht stickig und die Temperatur meines Erachtens in Ordnung, René aber fand es viel zu heiss. Die Hütte wurde erst 1968 erbaut und 1993 renoviert, war also auch in Bezug auf die sanitären Anlagen einigermassen auf der Höhe der Zeit (völlig geruchsfreie Innentoiletten).
Ich wollte, trotz Dreiviertelmond, um Mitternacht noch prüfen, ob allenfalls Bilder der Milchstrasse (wie auf der Salbithütte) möglich seien. Tja, leider nicht. Ein Wolkenschleier dämpfte den Kontrast der Sterne und vergrösserte den Hof des Mondes, der damit alles überstrahlte.
Tag 2: Hauptgang
Wir wollten relativ früh aufbrechen, um sicher nicht in einen Stau am Klettersteig zu geraten. Die Tagwache um 6 Uhr reichte völlig für das Frühstück um halb Sieben.
Der Zustieg ist als T4-Wanderweg markiert und das zu Recht: Viel rutschiges Geröll und manchmal schwer erkennbarer Pfad.
Nach einem weiteren Elektrolyt-Ausgleich im Alpenrösli erreichten wir alle gesund den Parkplatz. Ich war froh, jetzt nicht noch Autofahren zu müssen. Aber das machte ja René, der uns, trotz Berufsverkehr, in etwas mehr als zwei Stunden sicher wieder nach Schaffhausen brachte und für Marcel und mich sogar noch Taxi-Service machte.
Darüber hinaus habe ich auch wieder etwas gelernt: Bei Querpassagen ohne gute Fussabstützung die Sitzschlinge einhängen spart Kraft, weil man nicht ständig in den Armen hängt und verkleinert zusätzlich das Risiko bei einem Absturz. Wir reden hier zwar nur von ungefähr anderthalb Metern, aber die können entscheidend sein. Und auch der Dämpfer des Klettersteigsets bleibt intakt.
Weitere Tipps in diesem Video: FEHLER am KLETTERSTEIG (und wie du sie vermeiden kannst).
René klettert mit einem Skylotec Rider 3.0-Kletterset. Er sei viel alleine unterwegs und «Fallen keine Option». Ein Klettersteig-Set verhindert zwar Totalabstürze, doch das Durchrasseln bis zur nächsten Zwischensicherung birgt dennoch eine beträchtliche Verletzungsgefahr. Das Besondere beim Rider 3.0: Als zweiter Karabiner dient eine mitlaufende Seilklemme, die einen Sturz noch an Ort und Stelle stoppt. Zudem kann man an ihr jederzeit rasten. Die Klemme funktioniert an Stahlseilen von 12 bis 16 mm Durchmesser, zur Überprüfung ist eine Messlehre am Set befestigt. Für andere Durchmesser oder Abstiegspassagen, in denen die Seilklemme unpraktisch ist, lässt sich ein klassischer zweiter Karabiner befestigen.
Nachteil: Höheres Gewicht, fummelige Befestigung des normalen Karabiners, wenn die Seilklemme nicht zum Einsatz kommen kann und happiger Preis.
Habe mich dann schlau gemacht und eine für mich besser passende Variante gefunden: Den AUSTRIALPIN – Ferrata.Bloc. Die Vorteile sind aus meiner Sicht: Das vorhandene Klettersteigset kann weiterhin uneingeschränkt verwendet werden und es muss kein Karabiner gewechselt werden. Zudem kostet der Ferrata.Bloc etwa zweieinhalbmal weniger als der Rider. Video zum Ferrata.Bloc.
Eine tolle Tour! Und: Gerne wieder.
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[…] Wochenende mit dem Sektionspräsidenten und dem Hüttenchef a.i. im Prättigau unterwegs war (Sulzfluh Blau-Weiss) und so dazu motiviert wurde. Aber ich wollte nicht nur einen schnöden Hüttenbesuch machen, […]
[…] Stellen. Ich hatte ja zum Glück meinen neuen Ferrata.Bloc erstmals im Einsatz (nach der Sulzfluh-Tour evaluiert) und nach diesem Klettersteig werde ich nie mehr auf ihn verzichten. Auch wenn der […]