Seit ich mich als Teenager für die Fliegerei begeisterte, war die Axalp der «Place to be». Allerdings schaffte ich es nie dorthin, aus welchen Gründen auch immer (in den letzten 15 Jahren kreuzte sich der Termin mit den Herbstferien, die wir traditionellerweise in südlicheren Gefilden zur Sommerverlängerung nutzten). Aber diesmal würden wir zum Anlass bereits aus den Ferien zurück sein – und ich bin ja seit August ziemlich flexibel mit meiner Tagesgestaltung. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht.
Das begann schon mit der Wahl des Standortes: Wo sieht man was am besten, wo kann man überhaupt hin? Und: Wie kommt man dort hin? Auf einer Seite des VTG fand ich die entsprechenden Informationen, nur um ernüchtert feststellen zu müssen, dass es ohne Ticket für den Shuttlebus kaum eine Chance gab, die Show erleben zu können. Das Problem: Für die beiden Vorführtage am Mittwoch und Donnerstag waren die verfügbaren 4’000 Tickets bereits ausverkauft, lediglich für den Trainingstag am Dienstag gab es noch Plätze. Nun, ich hätte ja auch zu Fuss von ganz unten gehen können, der Aufstieg ab Giessbach wäre machbar gewesen. Der Abstieg wäre wegen fehlender ÖV-Verbindungen zeitlich zum Problem geworden. Ich entschied mich dann doch für die Teilnahme am Trainingstag, auch wenn ich damit riskierte, allenfalls Abstriche am Programm in Kauf nehmen zu müssen. Musste ich nicht. Die Vorführungen am Trainingstag sind 100% identisch mit dem Ablauf des offiziellen Anlasses. Nicht nur die Vorführungen sind gleich, auch die ganze Infrastruktur steht natürlich bereit, mit Verpflegungsständen und ToiToi-Batterien an jedem Beobachtungspunkt. Aber der Trainingstag hat einen entscheidenden Vorteil: Es werden nur halb so viele Tickets verkauft wie an den Vorführtagen…
Die Reise über Luzern und Brünig war etwas kürzer als über Bern und Interlaken, aber sie hatte einen Haken: Die Bahnlinie der Zentralbahn ist zwischen Meiringen und Interlaken wegen Unterhaltsarbeiten gesperrt, so hiess es in Brünig-Hasliberg auf den Bus nach Brienz umsteigen. Na ja, eine touristische Fahrt, auf die ich weniger erpicht war, mit Halten in Brienzwiler, Ballenberg Ost und West, Hofstetten (jetzt habe ich «Büezer Bueb» Trauffers Holzkuhschnitzwerk mal von aussen gesehen, wenigstens blieb mir Gölä erspart). In Brienz musste dann in den Shuttlebus zur Wychelmatten umgestiegen werden und da in den Shuttle zur Axalp. Ich sags mal so: Bis hierhin war’s mühsam und eher diletantisch (Shuttle ab Meiringen wäre viel effizienter gewesen), aber dann lief es pefekt (militärisch) organisiert: Der Bus musste auf der schmalen Strasse zur Axalp kein einziges Mal anhalten, obwohl wir etwa fünf leere Busse kreuzten. Das ganze war in Sektoren aufgeteilt und die talfahrenden Fahrzeuge wurden jeweils in den Kreuzungsbuchten angehalten. Das Wetter war gut mit wenig Wind und milden Temperaturen, auch auf der Sesselbahn auf die Windegg auf über 1’900 m.
Von da an ging es zu Fuss zum ersten Beobachtungspunkt (N° 3) «Brau» auf 2’100 m. In einer langen Kolonne stiegen die Interessierten über die Kuhweide auf. Ist nicht so mein Fall. Wenigstens trugen die meisten dem Gelände angepasste Schuhe, aber es kam auch so zu Staus. Ich möchte ja nicht wissen, wie das aussieht, wenn doppelt so viele unterwegs sind…
Als Novize hatte ich keine Ahnung, wo denn der beste Platz sein würde, aber instinktiv erachtete ich den «Tschnigel» als beste Option. Dies bestätigte sich, da ich in etwa 20m Entfernung Sandy entdeckte, die als «molamola22» auf Instagram fantastische Flugzeugbilder postet. Nach längerer Wartezeit begann die Veranstaltung militärisch pünktlich um 14 Null Null. Und wie ein blutiger Anfänger liess ich mich stressen. Aus Angst, irgend etwas zu verpassen, machte ich fotografische Fehler, die in einer sehr geringen Ausbeute an brauchbaren Bildern resultierte. Ein Beispiel: Um bei Helikoptern den Rotor nicht «einzufrieren», sollte die Verschlusszeit nicht kürzer sein als 1/250 Sekunde. Wenn man diese Zeit aber für die schnellen Jets nicht verkürzt, dann stehen die Chancen auf scharfe Bilder mit langen Brennweiten schlecht. Aber das war nicht einmal der einzige Fehler. Nun gut, ein Grund, es nächstes Jahr nochmals zu versuchen…
Ist ja noch interessant: Die Vulcan ist nicht besonders präzise, aber eine Erfolgsstory seit 1954, sie wurde schon im Starfighter verbaut und wird heute auch als CIWS eingesetzt. Mehr dazu in einem Video der «US Military News» (die Bilder des Einsatzes bei 2:54 und 5:05 stammen von der Axalp). Eindrücklich ist es allemal: Man sieht Mündungsfeuer und Pulverdampf und danach folgt das gefürchtete «frrrrrrt».
Natürlich war das Schiessen ein Höhepunkt, aber bei weitem nicht der einzige.
Weiter kamen Fallschirmaufklärer und die Sonderoperationskräfte (KSK) zum Einsatz.
Der Shuttle zum Talboden funktionierte wieder einwandfrei, der Anschluss nach Brienz weniger. Und noch weniger der Bahnersatz nach Interlaken. Darum stieg ich in den Bus Richtung Meiringen und fuhr von da mit der Zentralbahn über den Brünig zurück nach Luzern. Theoretisch war ich damit eine halbe Stunde länger unterwegs, aber ob denn die Anschlüsse über Interlaken und Spiez geklappt hätten, war äusserst unsicher.
3 Comments
Danke, lieber Michi,
Phantastische Bilder und
super Bericht.
Du bist einfach genial!
MlG Sepp mit Romy
[…] den letztjährigen Erfahrungen (Axalp für Anfänger) wollte ich diesmal nichts anbrennen lassen und übernachtete in Brienz. Bereits um halb Sieben […]
[…] unterhalten, einer Aviatik-Enthusiastin und fabelhafter Fotografin, die ich vor zwei Jahren auf der Axalp kennengelernt habe. Sie informierte mich dann auch, dass Gil schon hier sei mit Frau und Tochter […]