Die Gegend der Batöni-Wasserfallarena wird auch als «Island der Schweiz» bezeichnet. Zu Recht. Und zwar nicht nur der Wasserfälle wegen. Auch das Wetter machte einen auf Island.
Die Neugier hatte ein Instagram-Beitrag über die Wasserfälle bei Weisstannen ausgelöst, der zusätzlich noch mit einem Bild eines unnatürlich blauen Sees ergänzt war. Da musste ich hin. Es würde aber kein Spaziergang werden, das stand nach der Planung fest: Über 1’900 Meter Aufstieg und 600 Meter Abstieg würden einiges an Schweiss kosten. Es kam dann noch etwas anders… Da ich das vorhergehende Wochenende durchgearbeitet hatte, suchte ich mir den vermeintlich optimalen Tag der Woche aus, in der der Sommer zurückgekehrt war. Dass das Wetter in den Bergen macht, was es will, ist mir nicht neu, dass aber die Wetterprognosen derart ambivalent sind, schon und ich fürchte, dass wir uns leider daran gewöhnen müssen.
Dreimal musst ich umsteigen: Zürich, Sargans und Mels. Von da ging’s mit einem kleineren Bus voller Wanderer Richtung Weisstannental. Hinter mir sassen zwei Lehrerinnen, eine davon pensioniert, die ihre ganzen aktuellen und ehemaligen Kollegschaften durchdeklinierten. Ununterbrochen und laut. Der beste Spruch fiel einmal über einen Kollegen, der «auch nicht gerade wenig rede». Es nervte ziemlich und ich war drauf und dran, etwas zu sagen, weil es niemanden ausser ihnen interessierte. Aber ich liess es bleiben und würde meinen erhöhten Adrenalinpegel dann in Vortrieb umsetzen. Das habe ich dann auch gemacht und bald waren wir nur noch zu dritt zusammen unterwegs, ich und ein junges Pärchen auf dem Weg in die Sardonahütte.
Wegen eines Erdrutsches gab es eine Umleitung, die durch grenzwertig tiefen Schlamm führte. Man hätte das auch schon viel früher bei der Abzweigung des Batöniweges signalisieren können.
Wegen der Hängebrücke allein lohnt sich der Aufstieg sicher nicht, die Hauptattraktion bleiben natürlich die gleichzeitig sichtbaren Wasserfälle Plitschinabachfall (Höhe 81 m), Sässbachfall (Höhe 86 m) und Muttenbachfall (Höhe 45 m), sowie der Guetentalbach. Leider hatte sich Cornels Wunsch nicht erfüllt und der Grad der Bewölkung war schon unerwartet hoch. Einen Vorteil hatte es natürlich schon: Der Aufstieg fand im Schatten statt, was im eher engen Underlavtina-Tal aber nur eine untergeordnete Rolle spielte. Wichtig würde es dann im Aufstieg zum Lavtinasattel werden.
So viele Wasserfälle auf derart engem Gebiet erinnerte einen schon an Island. Und auch das Wetter spielte mit: Es begann jetzt auch noch zu regnen. Nur ein kurzer Schauer, der es nicht Wert war, den Regenschutz zu montieren.
Je näher der Lavtinasattel rückte, desto höher wurde die Frequenz der kurzen Pausen. Inzwischen schien zwar meist die Sonne, aber es ging ein bissiger Wind und so musste ich dann meinen Regenschutz doch noch auspacken… Kurz vor dem Erreichen des Sattels kam mir der einzige Mensch auf diesem Abschnitt entgegen und meinte, den Hochwart müsste ich unbedingt auch noch machen, wenn ich schon mal hier sei. In dem Moment hatte ich nicht speziell Lust dazu, ich wollte einfach den Sattel erreichen.
Aber dann ging’s weiter rund um den Wildsee in einer ehen öden Karstlandschaft.
Auf der Wildseeluggen (2’492 m) war dann Schluss mit Einsamkeit. In Scharen strömten die Leute von der Pizolhütte (2’220 m) her, um diesen Anblick erleben zu können.
Nach fünfeinviertel Stunden war das Ziel erreicht. Mit Sessel und Gondelbahn erreichte ich Bad Ragaz, der Bus zum Bahnhof machte noch eine Schlaufe durch den Park des Grand Resort/ Tamina Therme, wo aktuell eindrückliche Skulpturen ausgestellt sind.
«Spätfolgen» wie nach der Tour über den Brienzer Rothorn-Grat hatte ich keine, das einerseits auf Grund der Planung (Abstieg möglichst in Grenzen halten) und andererseits auch wegen meinem neuen Rucksack, der gegenüber dem grossen (und nach wie vor gebrauchten) Fotorucksack etwa zwei Kilo weniger wiegt und auch mehr Bewegungsfreiheit bietet.
MindShift Rotation 34L
Der MindShift Rotation 34L-Fotorucksack schafft den Spagat zwischen Platz, Gewicht und hoher Bereitschaft. Meine Kamera, die Nikon D850 ist mit dem Standardzoom 24-70 mm ein kleines Monster, vor allem mit aufgesetzter Sonnenblende. Der MindShift Rotation ermöglich durch einen genialen Ansatz die rasche Bereitschaft, ohne den Rucksack ablegen oder auch nur eine Gurte lösen zu müssen. Darüber hinaus hat er die ideale Grösse für eine Ein- oder Zweitages-Tour. Leider gibt’s ihn in der Schweiz nicht zu kaufen. Ich habe ihn über Amazon bei sportaktiv bezogen. Kann ich nur empfehlen.
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