Der Komet C/2020 F3 wurde am 27. März 2020 im Rahmen des Projekts NEOWISE (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer) mithilfe des reaktivierten Weltraumteleskops WISE am Südhimmel entdeckt, im Sternbild Puppis (Achterdeck des Schiffs). Den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das Perihel, durchlief er am 3. Juli 2020. In Mitteleuropa war der Komet Anfang Juli schon mit blossem Auge zu sehen, zunächst am Morgenhimmel im Nordosten, ab etwa 10. Juli auch am Abendhimmel im Nordwesten. In der zweiten Julihälfte war er im Sternbild Ursa Maior
(Grosser Bär) zu finden, seinen geringsten Abstand zur Erde hatte er am 23. Juli.
Die NASA schätzt den Durchmesser des Kometenkerns auf etwa 5 km.
[Wikipedia]
Anders als bei jeweils auf kurze Beobachtungszeiten beschränkte Himmelsvorkommen (Finsternisse, Transite etc.) bestand hier doch die Möglichkeit, über den Zeitraum fast eines Monats einen Blick auf das faszinierende Phänomen zu werfen. Klarer Himmel immer vorausgesetzt. Und das war dann auch die grösste Enttäuschung, dass gerade um den 23. Juli, als der Komet mit 103 Mio. km der Erde am nächsten war, der Horizont wolkenverhangen war. Aber kein Problem: In 5’000-7’000 Jahren sollte er der Erde wieder so nahe kommen, dass er von blossem Auge sichtbar ist…
Danach war die Sichtbarkeit doch eingeschränkt, auch feine Schleierwolken sind schon Spielverderber. Ich versuchte es trotzdem noch einige Male.
Am 20. Juli harrte ich beim Wolfsbuck aus, vermeintlich ohne Ergebnis. Das ging vielen Leuten so, eine wahre Menschenmasse hatte sich in der Dunkelheit versammelt, um dann gegen 23 Uhr enttäuscht den Heimweg anzutreten. Ich machte einfach ein paar Bilder in die Richtung, in der ich den Kometen vermutete.
Laut Experten war Samstag, 25. Juli der letzte Tag, an dem Komet zu sehen war. Ich versuchte es trotzdem nochmals und stellte meine Kamera auf dem Wolfsbuck auf.
Ich war froh um ein stabiles Stativ (Sirui R-5214X), bei Langzeitbelichtungen mit Teleobjektiven müssen Vibrationen absolut vermieden werden.
Aufnahmen des Nachthimmels mit Teleobjektiven führen unweigerlich zu Schwierigkeiten:
- Durch die 500er-Regel darf die Verschlusszeit nicht länger sein als 500 dividiert durch die Brennweite (z.B. bei 14 mm Brennweite 35 Sekunden, bei 500 mm nur noch eine Sekunde), weil sonst die Erddrehung die Sterne zu Strichen verzieht.
- Für kürzere Verschlusszeiten braucht es entweder unbezahlbare oder erst gar nicht erhältliche lichtstarke Objektive oder eine ISO-Einstellung, die extremes Bildrauschen hervorruft (mein AF-S Nikkor 500mm 1:5.6E PF wird momentan für rund Fr. 3’850 gelistet, für einen doppelt so lichtstarken Vertreter wären etwa Fr. 17’500 zu berappen; aber auch das würde noch nicht reichen, den ISO-Bereich in einem akzeptablen Mass zu halten).
- Eine weitere Herausforderung ist, dass durch den optischen Sucher der Kamera überhaupt nichts mehr zu erkennen ist und im Live-View-Modus die Suche nach Objekten am Himmel ab ca. 100 mm Brennweite praktisch unmöglich wird. Ich habe dazu meine eigene Technik entwickelt: Fokussieren des Objektes ins Zentrum mit einem weitwinkligen Objektiv, danach Objektivwechsel und Refokussierung. Hat man das Objekt aus dem Sichtfeld verloren, dann das Ganze von vorn (oder einen Stativkopf mit Getriebeneiger anschaffen…).
Mit dem Risiko, nichts mehr zu sehen, machte ich mich am 27.07. nochmals auf zum Wolfsbuck. Von Auge war NEOWISE nicht mehr sichtbar, ich fand ihn aber noch ein letztes Mal…
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