Man kann nicht alles haben!

Manchmal eben schon. Und findet ein Fliegeranlass auf einem Berg statt, dann kommt das der Synthese zweier Leidenschaften schon ziemlich nahe. Zum sechsten Mal präsentierten sich am 8. Juli ältere Flugzeuge an der OldtimAIR auf dem Stanserhorn. Für mich quasi ein Must, nachdem Lukas Schatzmann bestätigt hatte, dass er wieder dabei sein würde (siehe auch Flug in der AT-6A).

Als ich mich über den Anlass informierte, erfuhr ich, dass es ratsam sei, den Platz in der Stanserhornbahn zu resevieren. Erst beim nährern Betrachten merkte ich, dass es hier nur um die Standseilbahn von Stans zur Talstation Kälti der CabriO-Bahn ging. Die Standseilbahn ist der eigentliche Flaschenhals im Fahrangebot auf den Gipfel. Es waren ursprünglich drei Standseilbahnen, die auf das Stanserhorn führten. Nach einem Brand 1970 wurde entschieden, die zweite und dritte Sektion durch eine Luftseilbahn zu ersetzen. Der Ablauf der Konzession war der Anlass zum Bau der CabriO-Bahn, die 2012 ihren Betrieb aufnahm (Wiki). Ich reservierte einmal vorsorglich einen Platz, weil mich die Zeitangabe für die Wanderung mit über vier Stunden etwas abschreckte. Nicht die Dauer an und für sich, aber die Tatsache, dass mein Rucksack mit Kamera und zusätzlich Teleobjektiv und Stativ ziemlich schwer sein würde. Aber da die Veranstaltung erst um 14 Uhr begann und ich somit auch nicht in aller Herrgottsfrühe aus den Federn musste, war klar, dass ich zu Fuss unterwegs sein würde.

Kurz nach 10 Uhr kam ich in Stans an. Die Bergstation der Cabrio-Bahn ist gut zu erkennen.

Das Winkelried-Denkmal weckte die patriotischen Geister (Schlacht bei Sempach).

Die Kapazität der alten Standseilbahn liegt weit unter derjenigen der Cabrio-Luftseilbahn. Ohne Resevation geht hier nichts – oder eine halbe Stunde Fussmarsch.

Es sind zwar keine Neophyten, aber die Distelpflanzen machen die Weiden unbrauchbar, weil die Kühe sie nicht fressen. Also müssen sie in mühsamer Handarbeit vor dem Versamen ausgegraben werden (Bluematt).

Immer wieder trifft man auf das Trassee der beiden oberen Standseilbahnen, die nach einem Brand durch die CabriO-Bahn ersetzt wurden.

Halbzeit oberhalb der Bluematt. Blick auf Bürgenstock, Rigi, Vierwaldstättersee und Gross Mythen. Zum Glück war es etwas bedeckt, so war es nicht ganz so heiss.

In unzähligen Kehren windet sich der Weg den Berg hinauf.

Knapp oberhalb der Rinderalp wird der Gipfelgrat erreicht. Pilatus, Alpnacher- und Vierwaldstättersee.

Nach 2 Stunden 40 Minuten erreichte ich den Gipfel auf 1’898 m. Etwas schneller als gedacht und damit mit einer langen Wartezeit bis zum Veranstaltungsbeginn «bestraft». Kurzweil brachte der Schwatz mit Sandy alias #molamola22, die ich auf der Axalp kennen lernte und die fantastische Bilder und Videos von jedem erdenklichen Fliegeranlass macht.
Schliesslich begann die Show und so alle 6 Minuten gab es Szenenwechsel. Ehrlich gesagt bin ich ja nur wegen Lukas uns seiner AT-6A gekommen, also werde ich auch nicht auf alle Teilnehmer eingehen…

Die in Birrfeld beheimatete «Eve’s Kiss» WACO YMF-5C/ N150EK ist kein Oldtimer, sondern ein neuer Doppeldecker mit einem Garmin-G500-Glascockpit mit Touch-Screen. Die WACO YMF-5 mit ihrem 300-PS Jacobs Sternmotor ist dreisitzig, im vorderen Cockpit haben zwei Passagiere Platz. Gebaut wurde der Doppeldecker bei der WACO Classic Aircraft Corporation in Battle Creek, Michigan, wo die Doppeldecker seit den 1980er-Jahren nach Plänen der früheren WACO-Flugzeugen gebaut werden.

Nich bloss dabei, sondern mitten drin: Das ist die OldtimAIR. Die Antonov An-2 ist der grösste einmotorige Doppeldecker der Welt. Oleg Konstantinovitch Antonov hat dieses Flugzeug in den 40er-Jahren entwickelt und die ersten Exemplare in Kiew in der damaligen Sowjetunion hergestellt. Der Erstflug fand 1947 statt.
Die in Birrfeld beheimatete «Rusalka» Antanov AN-2 / YL-LEI des Antonov-Club Avianna wurde 1978 gebaut und ist in Kaunas, Litauen vollständig restauriert worden. Rusalki sind in der slawischen Mythologie Meerjungfrauen, welche vom Wassergeist Wodjanoi in sein Reich entführt wurden.

T28C Trojan Diamond Girl / HB-RMW: Vermutlich das einzige in der Schweiz immatrikulierte Flugzeug, das schon Landungen auf einem Flugzeugträger hinter sich hat.

Junkers F13 / HB-RIA: Vor rund 100 Jahren konstruierte und baute Hugo Junkers mit der F13 das erste Gesamtmetallverkehrsflugzeug der Welt. Nun gelang es unter den Augen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) Initiator und Investor Dieter Morszeck (Rimowa) und seinem Team in Dübendorf der Nachbau der Legende. Nach intensiver Flugerprobung hat das Replikat die Verkehrszulassung erhalten. Der einmotorige Tiefdecker hat Platz für vier Passagiere.

Die AT-16 / HB-RDN, ein ehemaliges Schulflugzeug der Schweizer Luftwaffe mit der Immatrikulation U-323, wurde vor zehn Jahren von Max Vogelsang restauriert. 1’200 Exemplare der AT-16 Harvard II B (zum weitverbreiteten Typ T-6 zählend) waren 1942 in Kanada für die US Air Force gebaut worden. Sie dienten der amerikanischen Armee während des Zweiten Weltkrieges zur Ausbildung von Jagdpiloten.

Und endlich war die Reihe an Lukas Schatzmann in seiner gelben AT-6A / HB-RTA, dem «weitverbreiteten Typ T-6» (siehe oben).

Lukas vor Vrenelis Gärtli und Glärnisch. Die AT-6 scheint in ein Anker-Gemälde hineinmontiert zu sein.

Das Ablichten von Propellerflugzeugen ist schwieriger als jenes von Jets: Während bei Jets die Herausforderung darin besteht, sie überhaupt ins Bild zu bekommen, ist es bei Propellerflugzeugen die relativ lange Verschlusszeit, die nötig ist, um den Propeller nicht unnatürlich «einzufrieren». In Kombination mit einer längeren Brennweite ist die Gefahr des Verwackelns beim Mitziehen gross, entsprechend klein ist auch die Erfolgsquote. Kapazitätsmässig ist das heute kein Problem mehr, aber es führt zu aufwändiger Nachbearbeitung.
Die Flugzeugbilder habe ich alle im manuellen Modus belichtet: Belichtungszeit 1/125 Sekunde, Blende 14 bei 64 ISO.

Obwohl noch einige Leckerbissen anstanden, machte ich mich nach der AT-6A auf den Rückweg. Natürlich hatte ich für die Talfahrt mit der Standseilbahn ab Kälti keine Reservation und der erste freie Platz wäre erst um halb Acht verfügbar gewesen, aber die 20 Minuten «Auslaufen» würden auch noch zu schaffen sein.