Eigentlich war ja nur ein Mittagessen mit einem langjährigen Freund in Basel geplant, aber manchmal hält das Leben auch Überraschungen bereit und zwar nicht nur unangenehme.
Nein, früher war nicht alles besser, aber es gab Zeiten, da war die Deutsche Bahn auf der Hochrheinstrecke wirklich konkurrenzfähig unterwegs und die IC- und REX-Züge zwischen Schaffhausen und Zürich waren auch mehr als etwas aufgemotzte S-Bahnen, vor allem in der ersten Klasse. Aber, wie sagt der alte Grieche, «panta rhei» und so verändert sich auch das Angebot (zwar nicht überraschend, aber dafür unangenehm). Aber dafür ist Heraklit nicht verantwortlich, die IC-Züge der DB fahren wegen der Grossbaustelle Stuttgart 21 nicht mehr bis dahin und sind, dem Ruf folgend, häufig verspätet. Das wird dann vor allem für die Anschlüsse nach Bern mühsam, weil wegen der Renovation des Wipkinger Viadukts die Züge durch den Käferbergtunnel geleitet werden und dann nicht mehr über den Geleisen des Tiefbahnhofs Löwenstrasse ankommen, sondern weit drüben beim Landesmuseum auf Gleis 17 oder 18. Das ist zwar betrieblich nachvollziehbar (die einfahrenden Züge müssten alle Geleise queren), reisetechnisch aber eigentlich nur noch für fitte Passagiere geeignet, die den Sprint von Gleis 17 oder 18 rüber zu Gleis 31 oder 32 schaffen. Aber das ist ja nicht das Thema dieses Berichts, ich wollte ja nach Basel. Der Zug fährt etwas später und ab Gleis 14.
Aber ich schweife schon wieder ab. Ich war ja nur zum Mittagessen in Basel verabredet. Wenn man heute von Ablenkung und Zerstreuung spricht, dann sind sie meist virtuellen Ursprungs. Es gibt aber auch in der realen Welt noch Unerwartetes, das einen nicht gerade aus der Bahn wirft, aber so doch etwas vom direkten Weg abbringt.
Ich war etwas zu früh und deshalb machte ich noch einen kurzen Abstecher bei Foto Marlin in der Aeschenvorstadt. Früher war das ein Traum für alle Freunde der Topmarken. Der hatte Objektive im Schaufenster, da hatte man bisher nur in der Fachpresse davon lesen können. Von Nikon hat er sich aber mehr oder weniger verabschiedet und deshalb war’s für mich auch nicht weiter spannend. Aber es blieb noch genügend Zeit, die Roche Towers, die höchsten Gebäude der Schweiz, von der Wettsteinbrücke aus zu fotografieren.
Ich war gespannt, was der Tag noch so bereithalten würde. Die Bodega zum Strauss am Barfüsserplatz war voll wie immer. Obwohl ich Olivier schon ziemlich lange nicht mehr gesehen hatte, herrschte eine vertraute Atmosphäre. Einmal aber ist jedes gute Essen fertig und Nicht-Rentner sind üblicherweise auch gehalten, irgendwann wieder einmal zur Arbeit zu erscheinen, egal in welcher Position.
Nach Lucid Air und Microlino passte die Meldung von 20 Minuten ja noch hervorragend: Tesla Cybertruck in Zürich auf Tournee.
Der Cybertruck ist meiner Ansicht nach aber kein Anachronismus, weil er weder in die heutige Zeit noch in irgendeine zukünfitge Epoche passt. Er ist das Produkt der kranken Fantasie eines irren Neurotikers.
Das ausgestellte Fahrzeug repräsentiert nicht die höchste Ausbaustufe (leistungsmässig), aber die Eckdaten sind trotzdem beeindruckend:
Das Teil ist über 3’100 kg schwer, fast 5.7 m lang und mit Rückspiegeln über 2.4 m breit. Was das noch mit Nachhaltigkeit zu tun haben soll, bleibt mir schleierhaft. Dafür rostet der Cybertruck, ist nicht wirklich geländegängig, beschleunigt in 4.1 Sekunden von Null auf Hundert und rennt über 180 km/h. Aber das Beste: Sind 5 Personen im Auto, dann kann man mit dem Führerschein Kat. B gerade mal noch eine Sporttasche auf der Ladebrücke mitführen, sonst ist der Kleinlaster-Ausweis C1 fällig. Und wenn man dann noch einen Anhänger ziehen möchte, der mehr als 750 kg wiegt (er soll fast 5 Tonnen ziehen können), dann ist sogar ein Ausweis D1E nötig. Ich glaube nicht, dass wir dieses Gefährt, so es denn überhaupt die Zulassung bekommt, häufig in der Schweiz sehen werden, was auch gut ist.
Alles in allem: Ein ganz cooler Tag!
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