Nein, das grosse Zittern war es schliesslich nicht, aber eine gute Standortbestimmung. Für den verspäteten Start in die Klettersteig-Saison wählte ich die Route über den Zittergrat aus.
Zuerst war es das Wetter, dann war Klaus unpässlich. Der Start in die Klettersteig-Saison erfolgte reichlich spät. Mit dem Mönch hatte ich zwar bereits einen Viertausender gemacht, aber das war eine Hochtour. Um wieder in die Gänge zu kommen, wollte ich eine kurze Standortbestimmung machen: 120 Höhenmeter, Schwierigkeit K4+. Im SAC Tourenportal ist dazu zu lesen: «Wer sich zutraut, auch mal die Oberarmmuskeln einzusetzen, und gleichzeitig die kraftsparende Technik beim Umhängen der Karabiner in senkrechtem Terrain üben will, sollte sich den Zittergrat vornehmen. Dieser Steig zieht sich durch senkrechte Wandteile aufs Brunnistöckli hoch und vereinigt sich vor der Hängebrücke mit dem normalen Steig».
Bis zur Brunnihütte (noch SAC) geht es ab Engelberg mit Luftseilbahn und Sessellift, ab da ist es nur ein kurzer Zustieg zur Zitterwand.
Aus dem Tourenportal SAC: «Schlüsselstelle des Zittergrats – korrekt wäre eigentlich Zitterwand – ist der Hangelquergang. Da darf man nicht lange zögern: Einfach tief durchatmen und sich hinauslehnen – das Drahtseil hält schon». Das mit der Schlüsselstelle stimmt, aber es gibt auch noch ein eleganteres Durchkommen: Eng an den Fels anschmiegen und Zug nach vorn und hinten mit beiden Armen, dann kippt man nicht so hilflos aus der Wand.
Es war zwar noch nicht einmal 11 Uhr, als ich zurück bei der Brunnihütte war. Das SAC Tourenportal schreibt dazu: «Umso besser schmeckt dann das Bier, wenn man in der Buvette beim Härzliseeli sitzt, den Kneipern zuschaut und auch den Klettersteiglern, die sich über den Zittergrat hochhangeln. Prost!»
Und weil es glücklicherweise nicht Erdinger, sondern Schneider Weisse gab, zögerte ich trotz der eher frühen Stunde nicht.
Ja, ich bin bereit für weitere Klettersteige!