Jetzt aber richtig!

Nachdem Klaus und ich am letzten Samstag vorzeitig abgebrochen hatten (Zu spät und zu kurz), wollten wir es noch richtig tun, nämlich die Via Ferrata über die Eggstöcke durchklettern. Eine technisch nicht schwierige Tour (K3), die aber die Besonderheit hat, dass auch der Abstieg ein Klettersteig ist.

Eine Stunde früher als letztes Mal trafen wir uns an der Talstation der Braunwaldbahn.

Das Wetter auf der Hinfahrt war noch durchzogen, sollte aber noch aufklaren, aber zumindest trocken bleiben. Hier bei Wädenswil am Zürichsee.

Verglichen mit den Temperaturen letzten Samstag war es doch eher frisch, so dass wir auf der Gumenbahn statt eines Sessels die Annehmlichkeiten einer Viererkabine zu zweit in Anspruch nahmen.

Während dem Aufstieg zum Gumengrat riss die Wolkendecke immer wieder auf und legte den Blick auf den Leitereggstogg, den wir nun zum zweitenmal innert Wochenfrist durchklettern würden, frei. Aber so richtig lichten wollte sich der Talnebel nicht.

Vor dem Leitereggstogg hat’s ein Drehkreuz, das keine Kapazitätssteuerungsfunktion hat, sondern lediglich als Zähler der Kletterer dient, damit die beträchtlichen Investitionen der Sponsoren gerechtfertigt werden können. Der Klettersteig ist sehr gut gesichert und ausgebaut, während hilfreiche Wegweiser oder Hinweisschilder eher Mangelware sind. Am Leitereggstogg sind die beiden Routen K3 und K5 noch gut anschrieben, aber schon der Zwischenausstieg am Fuss des Vorder Eggstock ist nicht bezeichnet und auch die Abzweigung zum Hinter Eggstock ist ohne Schild. Eher kosmetischer Natur wären noch Hinweisschilder an den jeweiligen Gipfelkreuzen mit Name und Höhe. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und beeinträchtigte die Tour in keiner Weise.

Das Wetter blieb wechselhaft und pendelte – wie in den Bergen durchaus üblich – praktisch im Sekundetakt zwischen sonnig und dichtem Nebel. Eigentlich kein günstiges Bergwetter aber im Klettersteig ohne Folgen. Der weisse Punkt in der Bildmitte ist Klaus‘ Helm; er im Nebel, ich in der Sonne…

Ich hatte bereits einige Meter des Klettersteigs am Vorder Eggstock hinter mir, als Klaus vom Gipfel des Leitereggstogg zum Fuss der Ostwand traversierte.

Dabei gelang ihm dieses Bild, das als solches vielleicht nicht wirklich spektakulär ist.

Aber im Kontext wirkt es ganz anders. Ja, die Ostwand des Vorder Eggstock ist nicht besonders hoch (nur etwa 150 Meter), macht aber einen wuchtigen Eindruck.

Die Rundsicht vom Gipfel des Vorder Eggstock konvergierte gegen Null (s. Titelbild des Gipfelkreuzes) und nach einer kurzen Pause machten wir uns auf Weg zum Mittler Eggstock. Wobei «Weg» hier eher metaphorisch zu verstehen ist. Ein Weg war es nur auf wenigen Abschnitten, sonst war es ein Grat-Klettersteig, der nach unten, oben und auch horizontal verlief.

Ein Higlight ist die Hängebrücke zwischen Vorder und Mittler Eggstock. Aber im Vergleich mit den sonst üblichen Dreiseilbrücken (siehe La Belvédère oder La Farinetta) ein Ausbund an Stabilität.

Lücken im Fels und in der Wolkendecke sorgten immer wieder für spektakuläre Aussichten.

Gipfel des Mittler Eggstock. Über die beiden Gipfel begleitete uns der blaubehelmte Kletterer aus der Forch.

Vom Gipfel weg war es dann tatsächlich ein Wanderweg, der dann aber wieder zu einem vertiablen Klettersteig nach unten mutierte..

Wir passierten die Schutzhütte auf dem Mittler Eggstock. Eine nicht sehr schöne, aber sinnvolle Baute, weil die Exponiertheit auf diesem Gipfelplateau auf rund 2’400 m schon sehr gross ist. Ein Gewitter möchte ich hier nicht erleben müssen.

Der Abstieg war keine grosse Herausforderung, erfolgte aber naturgemäss meist rückwärts. Was sich hingegen hinter der nächsten Kante verbarg, war nicht zu erahnen.

Eine ziemlich hohe «Strickleiter». Aber straff verankert und sogar parallel geführt (vielleicht um Ängstlichen Beistand geben zu können).

Am Fuss der Wand war es dann nur noch ein doch ziemlich rutschiger Pfad bis zum Berggasthaus Gumen, wo man erst jetzt mit der Bestuhlung der grossen Terrasse begann.

Also darauf habe ich mich schon gefreut…

So, damit hatten wir den Makel vom letzten Samstag getilgt und sind nun für grössere Aufgaben gewappnet. Wohin es uns dann zieht, wird sich zeigen, meine Präferenz wäre ganz klar der Klettersteig auf das Mittaghorn bei Saas Fee.